Gabriel von Seidl (1848–1913)

 

1848 in München geboren, macht Gabriel von Seidl eine Schlosserlehre, bevor er 1869 das Architekturstudium aufnimmt. 1878 macht er sich als Innenarchitekt selbstständig, ein Jahr später beginnt seine steile Karriere als Baumeister der bayerischen Bierpaläste. Für seinen Onkel Gabriel Sedlmayr, den Eigentümer der Spatenbrauerei, plant Seidl im prächtigen Stil der deutschen Renaissance am Karlsplatz das »Deutsche Haus«, zwei Jahre später den »Arzberger Keller«. Es folgen Gaststätten-Aufträge in der ganzen Republik.

 

1887 erhält der inzwischen international berühmte Architekt von Friedrich August von Kaulbach den Auftrag, eine repräsentative Villa zu bauen. Die Kaulbach-Villa und das im selben Jahr in Angriff genommene Lenbachhaus sind der italienischen Renaissance nachempfunden. Die ebenfalls Ende der 1880er-Jahre geplante St. Anna-Kirche baut er im romanischen Stil der mittelrheinischen Baukunst, womit sich Seidls Ruf als Meister des Historismus festigt. Seidl entwirft mit seinem gefragten Baubüro auch mehrere Stadtpalais und Villen in München, so wahrscheinlich auch das Hildebrandhaus in der Maria-Theresia-Straße 23 in Bogenhausen.

 

1902 gründet Seidl den Isartalverein, um nach der Errichtung der ersten Kraftwerke der Isarwerke die weitere Zerstörung des Isartals zu verhindern.

 

Zuletzt plant der in allen Stilen versierte Architekt einen modernen Bau: das Deutschen Museum. Seidl stirbt 1913, sein Bruder Emanuel von Seidl vollendet das Museum, das erst 1925 eröffnet wird.

 

 

 

Literatur: Hofer, Veronika (Hg.): Gabriel von Seidl. Architekt und Naturschützer, Kreuzlingen/München 2002.

Abbildung: Gabriel von Seidl, Fotografie von Theodor Hilsdorf, um 1900.