Die wöchentlich in München erscheinende »Süddeutsche Bauzeitung« berichtete am 16. April 1904 wohlwollend und zum Stadtviertel Bogenhausen:

 

»Das Villen-Quartier (München-)Bogenhausen - wegen seiner ruhigen Lage längs der herrlichen Isaranlagen und seiner guten Trambahnverbindung mit der Altstadt - ist wohl als das vornehmste Münchens zu bezeichnen. Leider waren auch hier die ersten Anfänge im Viellenbau - sogenannte 'Renaissancevillen' - manche nochdazu im Rohbau - keine erfreuliche architektonische Leistungen - an ihnen kann sich Herz und Gemüt nicht erbauen. Erst im letzten Jahrzehnt ist auch in dieser Richtung eine erhebliche Wendung zum Besseren eingetreten, eine ganze Reihe hervorragender Villenbauten ist entstanden, die in Bezug auf äussere und innere Ausstattung deutlich erkennen lassen, wie sich der Gescmack verfeinert hat, und erfreut sich unser Blick an gar manchem interessanten Werk.«

 

 

 

 

Der Villa des Herrn Kommerzienrats Wetsch in der Möhlstraße 6 bescheinigen sie einen »heimlich und traulichen« Eindruck, ganz im Gegensatz zu den Bauten in anderen Gegenden Deutschlands außerhalb Bayerns, in denen einer akademischen Fassade zuliebe der Grundriss »gepresst und gedrängt« worden sei. Weiter heißt es:

 

»Im hochgelegenen Erdgeschoss, um eine Diele geschickt zusammengedrängt liegen die Empfangs- und Gesellschaftsräume, sowie an einem Wirtschaftskorridor die Küche mit Nebenräumen und die Dienstbotentreppe. Zimmer und Salon an der Straße haben Erker, das Esszimmer mit vorgelegter Gartenterrasse gewährt durch ein großes Fenster Einblick in den Nastpßenden Wintergarten mit Treibhaus. Im Obergeschoss sind die die Wohn- und Schlafzimmer untergebracht. Die Fassaden sind in einfachen Putzformen durchgebildet, nur die Erkervorbauten zeigen eine reichere Architektur. Die nach allen Seiten abgewalmten Dachflächen sind mit roten Biberschwänzen gedeckt. Die Ausstattung der Innenräume ist eine vornehm bürgerliche und wirkt namentlich die durch zwei Geschosse führende Diele mit ihrem dunklen Holzwerk, hellen, von Nischen unterbrochenen Wandflächen, eingebauten Treppe, unterwölbten Galerie, Bilder- und Wappenschmuck, Jagd-Trophäen usw., an gute Tiroler-Motive erinnernd, recht intim und anheimelnd.«

 

 

 

 

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Textquelle und Abbildungen:  Süddeutsche Bauzeitung, München, Ausgabe 16. April 1904, 14. Jahrgang.