Kurfürstliche Ziegelei am Priel

(Bogenhausen-Priel)

 

Im Jahr 1684 legte Kurfürst Max II. Emanuel einen 238 Tagwerk großen Garten in Schleißheim an und begann ab diesem Zeitpunkt aus dem dort schon bestehenden prächtigen Landsitz seiner Vorgänger, dessen Mittelpunkt das Alte Schloss bildete, eine pompöse Residenz des Absolutismus zu errichten. Schon für die Rohbauten der erträumten "Kaiserresidenz" wurden Ziegel und nochmals Ziegel benötigt. Max Emanuel kaufte daher seinem Bruder, dem Freisinger Fürstbischof Joseph Clemens von Bayern, ein Lehmfeld im Süden Ismanings ab. Der dort gewonnene Lehm wurde  in den kurbayerischen Ziegelstadl in Dirnismaning, südlich von Garching, gekarrt und dort verarbeitet. Anschließend schaffte man auf flachen Kähnen die fertigen Ziegel auf dem künstlich errichteten, mit Isarwasser gespeisten und noch heute erhaltenen Schleißheimer Kanal zur Schlossbaustelle. Aber schon bald reichten die auf diesem Weg produzierten Ziegel für das enorme Bauvorhaben nicht mehr aus und der Kurfürst musste neue Pläne schmieden, zumal er nach der Rückkehr aus dem Exil während des glücklosen Spanischen Erbfolgekriegs auch noch die Erweiterung von Schloss Nymphenburg in Angriff nahm. Ein eigener Ziegelstadel war das herrschaftliche Begehr und der Kurfürst richtete sein Augenmerk 1715 mit gutem Grund auf den Standort Bogenhausen:

 

"Zur Fortsetzung Unseres Lustgebäus [Schloss Lustheim] ist ein Ziegelstadt unumgänglich notwendig. Dazu wird ein großes Terrain auf Eurer [gemeint ist der Freisinger Fürstbischof Johann Franz] Freundschaft Boden, dem sog. Priel, in Vorschlag kommen, weil dort die geeignete Erde zu finden ist. Wir sind gesinnt, unweit von Bogenhausen nächst dem Priel [das ist der Prielwald], jedoch auf unserem Grund und Boden eine Ziegelhütte bauen zu lassen, da Euere Freundschaft uns zu Gefallen geben sollten, daß aus besagtem Priel die nötige Erde herausgenommen und geschlagen werden könnte. Wir bieten an, dasselbe große Terrain anderwärtig, wo Ihr es selbst gutfinden werdet, abzutreten und auszeigen zu lassen. Diese Unsere Intention soll Dero Jägermeister eröffnet werden. Die Ablösung eines so wenigen Terrains ist gegenüber Unserem Angebot unschädlich, Uns aber sehr dienlich, weil wir Uns bei dem Transport der Ziegel des Isarflusses bis in den Schwabinger Kanal gebrauchen könnten. Das ist die einzige Ursache, daß neben Bogenhausen der Platz gesucht wurde."

 

 

 

Schloss Schleißheim, um 1850.

 

 

>> mehr zur kurfürstlichen Ziegelei am Priel

>> zum Überblick "Ziegeleien" im Münchner Nordosten

 

 

 

 

Literatur:

Lutz, Fritz: Aus der Vergangenheit des Priel bei München-Bogenhausen. Eine Dokumentation, München 1991.

Abbildungen:

Schloss Schleißheim, Stahlstich um 1850.