Seit dem 22. Mai 996 besaßen die Bischöfe von Freising das von Kaiser Otto III. verliehene Markt-, Münz- und Zollrecht in ihrer Residenzstadt, drei wichtige Privilegien und vor allem Einnahmequellen im Mittelalter. Die königlichen Bestätigungsurkunden des 11. Jahrhunderts führen zusätzlich auch noch das Recht zum Brückenbau und zur Erhebung von Brückenzöllen im Bistum an - ein fast monopolistisches Handelsvorrecht. Um diese Einnahmen zu steigern, errichtete der Bischof von Freising noch vor 1140 - wohl ohne königliche Genehmigung - bei Föhring einen Markt mit Münzstätte auf Freisinger Reichskirchengut. Die Lage des Ortes bot sich dazu an, denn hier querte die stark frequentierte, von Salzburg/Reichenhall kommende und in Richtung Augsburg weiterführende Salzstraße die Isar.

 

 

 

 

Ab dem Jahr 1138 können hier jedenfalls ein "monetarius de Veringen" (Münzmeister) und ein "trapezita" (Wechsler) festgestellt werden. Für die Errichtung einer Brücke in Föhring fehlen allerdings archäologische Nachweise, ihr genauer Standort ist somit nicht geklärt. Fakt ist aber, dass der Markt in Föhring, für dessen Errichtung es kein verbrieftes königliches Recht gab, im Laufe der Jahre durch Praxis und Gewohnheit für Freising zu einem bedeutenden Fernhandelsmarkt und Befugnissen der Zollerhebung bei Nutzung einer Isarbrücke und der Münzprägung geworden sein muss, denn schließlich entbrannte Mitte des 12. Jahrhunderts ein heftiger Rechtsstreit zwischen Bischof Otto I. und Herzog Heinrich dem Löwen um genau diese Einnahmequelle.

 

Fest verankert in der Öffentlichkeit - und vielfach auch noch in der Forschung - ist die Vorstellung, dass die Entstehung Münchens das Ergebnis einer Nacht- und Nebel-Aktion, der Zerstörung von Brücke und Markt in Föhring, durch Streiter Heinrichs des Löwen im Jahr 1158 sei. Der Herzog habe befohlen, so erzählt es jedenfalls die Legende, den einträglichen Salzhandel über eine neue Konkurrenzbrücke zu leiten und sich von seinem Vetter Kaiser Friedrich I. Barbarossa am 14. Juni 1158 das Marktrecht mit einer Urkunde verbriefen lassen. Damit habe der Welfenherzog - so lernt man das in der Schule - die Stadt München gegründet und sein Onkel, Bischof Otto I. von Freising, habe das Nachsehen gehabt.

 

Der Geschichtsschreiber Johannes Aventinus (1477 - 1534) berichtet zwar in seiner "Bayerischen Chronik" von der Zerstörung der Föhringer Brücke durch einen Brand, ob überhaupt und wann genau Brücke, Markt und Münze in Föhring "zerstört" wurden, ist in der Forschung bis heute umstritten. Eine kaiserliche Urkunde belegt jedenfalls, dass es in Augsburg im Jahr 1158 zu einem Vergleich in einem Rechtsstreit um die Märkte Munichen und Föhring gekommen ist, die ihren Besitzern mit der Abschöpfung lukrativer Gewinne aus dem Salzhandel die herzogliche bzw. bischöfliche Herrschaft festigten. Über eine Freveltat Herzog Heinrichs des Löwen beklagt sich Bischof Otto I. 1158 vor dem Kaiser jedoch nicht, es kommt zu keiner Fehde, die Parteien einigen sich.

 

 

 

 

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