ehemaliges Gasthaus »Zum Prielhof«

Oberföhringer Straße 42

 

Die Wirtschaft »Zum Prielhof« entstand (ebenso wie die nahe gelegene ehemalige Gaststätte »Am Priel«) aus einer Ziegelei-Kantine. Freiherr von Gumppenberg hatte  im Jahr 1809 die an der späteren Oberföhringer Straße 42 gelegene Ziegelei errichtet. Der Name der Gaststätte leitete sich höchstwahrscheinlich vom Bogenhausener Bauernanwesen Prielhof ab, der bereits um das Jahr 1300 belegt ist und namentlich mit dem hier auf diesem Gebiet gelegenen ehemaligen Prielwald in Verbindung stand. Ab 1876 war das Anwesen im Priel in den Besitz der Familie von Johann Jakob Seidl. Als er starb, übernahm seine Frau Maria die Schankwirtschaft von 1887 bis 1896, wobei sie 1889 ein neues Wohnhaus mit Wirtschaftslokalitäten errichten ließ. Danach übernahm Fidelius Schilling bis 1906 den Gaststättenbetrieb. Er war Verwalter beim Oberföhringer Ziegeleibesitzer Fritz Grünwald, der die zum Wirtshaus gehörenden Gründe gepachtet hatte. Gastlokal und die »Bedürfnisräume« entsprachen schon zu diesem Zeitpunkt in keiner Weise den geltenden Bestimmungen und es wechselten bis 1916 fast alle drei Jahre die Pächter. Ab 1900 wurden mehrere Gebäude, hauptsächlich von der Ziegelei, abgebrochen.

 

 

 

 

Im Kataster von 1915 wird der Besitz wie folgt beschrieben: Wohnhaus mit Wirtschaft, Stallung und Stadel. 1926 übernahm Karl Riedl die Gaststätte, der ab 1934 auch die Arbeiter der umliegenden Baustellen mit Fassbier versorgte. In diesem Jahr erbten die drei Kinder von Maria Seidl, der Rechtsanwalt Friedrich Seidl,  der Architekt Johann Seidl und die Architektenehefrau Maria Selmayr den Besitz. Sie teilten den Grund in Bauplätze, verkauften diese in den folgenden Jahren und es entstand die Villenkolonie »Am Priel-Hof«. Die Wirtschaft wurde 1938 um 21.000 Mark von der Firma Gabriel und Josef Sedlmayr, Spaten-Franziskaner-Leistbräu München AG erworben.

 

 

 

 

Den neuen Nachbarn der Gaststätte hatte man den baldigen Abbruch des Prielhofs versprochen, da für sie die dortigen Toiletten eine starke Geruchsbelästigung und gesundheitliche Gefährdung bedeuteten. Die Abortanlage bestand aus einem Bretterverschlag, der im Hof an das Gebäude angebaut war. Zudem gab es neben den Stallungen auch noch immer einen Misthaufen. Durch diese bauliche Situation und weil die Auflagen nicht erfüllt wurden, sollte die Wirtschaft, ein altes heruntergekommenes Anwesen, geschlossen werden. Die Spatenbrauerei legte ab 1938 mehrere Neubaupläne vor, die aber vorerst abgelehnt wurden. Mit Kriegsbeginn 1939 verzögerten sich die Neubaumaßnahmen und unterblieben schließlich ganz. Von 1949 bis 1954 pachtete – nomen est omen – ein Herr Schmaus die Bierwirtschaft "Prielhof" und richtete die Räume auf eigene Kosten her. Um 1982 kam aber dann dennoch das Aus für die Wirtschaft und sie wurde abgebrochen und durch einen Wohnneubau ersetzt.

 

 

 

 

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Literatur:

Abbildungen von oben nach unten: