Im Oktober 1905 erhielt die Witwe von Prinz Friedrich, Luisa Prinzessin von Hohenzollern-Sigmaringen (1859–1948), im Anschlag zu 350.000 Mark von Fürst Wilhelm von Hohenzollern und den Prinzen Ferdinand und Karl von Hohenzollern den Besitz Maria-Theresia-Straße 17 überlassen. Das Paar war kinderlos geblieben. Im Ersten Weltkrieg wurde durch den Sanitätsdienst in den Gebäuden ein Lazarett eingerichtet.

 

 

Luisa von Hohenzollern-Sigmaringen, älteste Tochter von Erbprinz Maximilian Anton von Thurn und Taxis und seiner Frau Helene, geborene Prinzessin in Bayern, der Schwester der Kaiserin Elisabeth von Österreich.

 

 

1904

 

1905

 

 

1920 ging das »Palais« einschließlich Beweglichem für 875.000 Mark an den »Päpstlichen Stuhl« in Rom. Die Kaufmannsfrau Helene Spitzer erwarb drei Jahre später, in Zeiten der Geldentwertung, für 3.250 Billionen Mark das Wohnhaus mit Geschäftsräumen, Rückgebäude mit zwei bewohnbaren Flügelbauten und Lagerräumen, Garage, Hofraum und Garten. 1934 zog die Schutzstaffel (SS) der NSDAP, Oberabschnitt Süd, in das Haus (sie hatten hier ihre Verwaltungsräume). Laut Akten im Münchner Stadtarchiv waren die Mieter mit den Abschlagszahlungen für die Straßenreinigungsgebühren und für die Stromverbrauchsgebühren im Rückstand. In einem Schreiben vom 12. Juni 1935 an den Münchner Oberbürgermeister Karl Fiehler erfährt man:

 

»SS. Oberabschnitt Süd hat mitgeteilt, dass er in seinen Etatmitteln beschränkt sei, dass er sehr große Schwierigkeiten mit der Beziehung der Wasser-, Strom- und Gasverbrauchsgebühren habe. Die bei größter Sparsamkeit monatlich notwendigen Aufwendungen betragen 10.000 RM [Reichsmark], während nur 6.000 RM zur Verfügung stünden. Er ersucht deshalb um ein entsprechendes Entgegenkommen und ganzen oder teilweisen Erlass der anfallenden gebühren. Meines Erachtens sollte man das Ersuchen nicht ohne weiteres abschlagen. Ich habe vorerst einmal der Stadthauptkasse mitgeteilt, dass die angefallenen und noch anfallenden Gebühren gestundet werden möchten, bis eine entsprechende Weisung durch den Herrn Oberbürgermeister erfolgt

 

Die Besitzerin des Anwesens, Helene Spitzer sie wohnte inzwischen in Niederpöcking am Starnberger See – unterhielt seit 1936 Verkaufsverhandlungen mit ihren Mietern. Das der Kaufpreis von 250.000 Reichsmark bei den Käufern als »indiskutabel« galt, zog sich der Besitzerwechsel hin, und das Mietverhältnis wurde inzwischen gekündigt. Zu Beginn des Jahres 1938 kaufte die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei um 225.000 Reichsmark das Anwesen von Wolfgang Spitzer ab. Friedrich Karl Freiherr von Eberstein (1894–1979) bewohnte ab 1936, dem Jahr seiner Berufung zum Münchner Polizeipräsidenten, das Gebäude. Im Februar 1945 verließ er München und zog nach Kochel, wo er von der US-Militärregierung inhaftiert wurde. Der Reichstagsabgeordnete Eberstein gehörte zu derjenigen Gruppe von entwurzelten Adeligen, die in der SS ein Tätigkeitsfeld fanden. Ab dem 1. November 1939 war er »Oberster Gerichtsherr« in seinem Arbeitsbereich für alle Angelegenheiten der SS und der Polizei, worunter auch das Konzentrationslager Dachau fiel. Während des Zweiten Weltkrieges wurde Eberstein weiterbefördert, zunächst zum General der Polizei und am 1. Juli 1944 zum General der Polizei und Waffen-SS. Trotzdem stufte ihn 1948 eine Spruchkammer als »Minderbelasteten« ein, nachdem ihn unter anderem Kardinal Michael von Faulhaber eidesstattlich von der Anklage als »Hauptschuldiger« entlastet hatte. Eberstein wurde aus der Haft entlassen, sein Münchner Wohnsitz in der Villa an der Maria-Theresia-Straße 17 ging in das Eigentum des Landes Bayern über.

 

Im Kellergeschoss des Hauses richtete man im Juni 1934 für die 25 bis 30 dort beschäftigten Schreibkräfte, Ordonnanzen und Leiter der Dienststellen des SS Oberabschnitts Süd eine Kantine (zwei Speisräume, eine Küche mit Vorratsraum) ein. Nach Kriegsende, im Oktober 1945, wurde die Kantine vom Bayerischen Statistischen Landesamt als Werksküche für ihre Angehörigen weitergeführt. Infolge von Fliegerschäden waren die Abteilungen des Statistischen Landesamts in den verschiedensten Gebäuden untergebracht: in der Möhlstraße, im Maximilianeum, im Wilhelms-Gymnasium und in der Widenmayerstraße. An die Angestellten wurden täglich circa 230 Mittagessen für 35 Reichspfennig ausgegeben. Das Amt zahlte damals, 1946, pro Essen 30 Reichspfennig dazu.

 

 

 

 

 

 

 

 

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Quellen:

 

Abbildungen von oben nach unten: