ehemalige Doppelvilla Possart / Klug

Maria-Theresia-Straße 24 / 25

 

Mit der Entstehung der gründerzeitlichen Villen Ende des 19. Jahrhunderts in Bogenhausen gehen gleichzeitig Spekulationsunternehmungen von heute kaum mehr vorstellbaren Ausmaßen einher. An ihnen beteiligten sich auch »höchste Kreise« so zum Beispiel Ludwig Ritter von Klug, Vorstand der königlichen Hof- und Kabinettskasse. Er hatte zusammen mit dem Pfarrer von Bogenhausen einem Ehepaar sein Grundstück 1887 um 5800 Mark abgekauft, wissend, dass es innerhalb kürzester Zeit zu wertvollem Baugrund umgewidmet werden würde. Der Pfarrer konnte bereits vier Jahre später einen Reingewinn von über 30.000 Mark einstreichen, als er an den Hofintendanten Ernst Ritter von Possart verkaufte. Klug und Possart ließen sich 1892 auf den Grundstücken Maria-Theresia-Straße 24 und 25 eine Doppelvilla erbauen, die in ihren Ausmaßen nur möglich war, weil seitens der Baubehörden gegen Persönlichkeiten dieses Ranges Einsprüche undenkbar schienen. Die Aufdeckung des Skandals schadete dann zwar dem Ansehen des Prinzregenten, Klug blieb aber weiterhin in Amt und Würden.

 

 

um 1910, mit Hausangestellten

 

 

Ab Oktober 1930 bezog der Dirigent Hans Knappertsbusch die Villa in der Maria-Theresia-Straße 25. Er besaß nie ein eigenes Haus und führte ein rechtes »Wanderleben«: die Possart-Villa war sein erster Wohnsitz in Bogenhausen, in dem ihm die damalige Besitzerin Hedwig Feifrau von Gugel Räume im Erdgeschoss vermietete. 1941 zog der Dirigent dann in ein Haus im Herzogpark (Mauerkircherstraße 76). Nach Kriegsende wohnte er im Stadtteil Lehel, in der Widenmayerstraße, kehrte aber 1958 wieder nach Bogenhausen zurück, in die Bechtolsheim-Villa, Maria-Theresia-Straße 27. Ab 1962 bis zu seinem Tod wohnte er dann wieder im Herzogpark, in der Gustav-Freytag-Straße 10.

 

An Stelle der abgerissenen Doppelvilla ist 2004 ein kompletter Neubau der Gebrüder Rolf und Bodo Rossius entstanden. Sie werben mit der »teuersten Wohnung Deutschlands«: 4,3 Millionen Euro kostet Stand 2007 alleine das 333 qm große Penthouse.

 

 

 

 

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Text- und historische Bildquelle: 

Willibald Karl (Hrsg.): "Bogenhausen. Vom bäuerlichen Pfarrdorf zum noblen Stadtteil", Buchendorfer Verlag 1992.

Foto oben: Die Doppelvilla Maria-Theresia-Straße 24/25 um 1910

Foto unten: © dietlind pedarnig (2007)