Im November 1922 kaufte der Generaldirektor Arthur Rosenberg aus München das Grundstück (0,709 Hektar) samt den Gebäuden, Wohnhaus, Nebengebäude mit Autogarage, Treibhaus und einen Tennisplatz im Garten, von der Terrain Aktiengesellschaft Herzogpark-München-Gern AG um den Preis von 2.300.000 Mark. Sechs Jahre später waren die Kaufmannseheleute Dr. Paul und Elisabeth Drey stolze Besitzer des Anwesens. 1931 kam es dann zur Aufhebung der Gütergemeinschaft und die Antiquitätenbesitzerin Elisabeth Drey wurde als Alleineigentümerin im Kataster eingetragen. Im August 1938 ging der Besitz vermutlich durch Zwangsverkauf um 130.000 Reichsmark an das Deutsche Reich, Reichsfiskus (Luftfahrt). Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt Elisabeth Drey, die inzwischen in New York wohnte, durch die Wiedergutmachungsbehörde ihren Besitz zurückerstattet. 1952 kauften die Vereinigten Staaten von Amerika um 195.000 DM das Anwesen, ein Weiterverkauf erfolgte laut Kataster im Jahre 1957 an die "Katholische Haus- und Familienpflege Pius-Maria-Heim e.V." Deren Räume in der Kazmairstraße waren zu klein geworden und mit der Unterstützung von Vereinsmitgliedern, des Staates und der katholischen Kirche konnte die Villa durch das Familien- und Altenpflegewerk gekauft werden.

 

Von 1959 bis zum Jahre 2006 betrieb man in der Villa eine Tagespflege, in letzter Zeit noch für ca. 15 Senioren. Die Tagespflege wurde dann aus betriebswirtschaftlichen Gründen am 1. Juli 2006 eingestellt. In einem Nebengebäude (Mauerkircherstraße 81) aus dem Jahre 1960 waren die Familienpflege- und Bräuteschule und ein Wohnheim untergebracht. Nach Abzug der Fachschule in das Altenpflegezentrum in Laim im Jahre 2006 wurde das inzwischen marode Gebäude 2011 abgebrochen. Im Oktober 2006 diskutierte man noch über die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten für die Villa. Eine vom Sozialreferat der Stadt München selber betriebene Altenpflegestelle kam nicht in Betracht. Zur Unterbringung einer Kindergruppe argumentierte man im Bezirksausschuss: "(...) die Leute, die dort wohnen, brauchen das nicht unbedingt."

 

Die Stiftung Katholische Haus- und Familienpflege verkaufte ihren Besitz im Jahre 2009. Aus dem Jahre 2010 lagen dann drei Anträge von drei verschiedenen Bauherrn vor, die aber nicht den Wünschen des Bezirksausschusses genügten und von den Nachbarn abgelehnt wurden. Geplant waren unter anderem eine Villa mit "schlossartigem Aussehen" und mit einem vorgelagertem Schwimmbad mit der Adresse Steubstraße 3, und zwei Mehrfamilienhäuser dreigeschossige Terrassenhäuser mit der Adresse Mauerkircherstraße 81. Für den früheren Eigentümer gab es einen Vorbescheid aus dem Jahre 2007 für eine Bebauung, der noch bis August 2012 Gültigkeit hatte. Noch im Jahre 2007 hieß es zur künftigen Nutzung des Geländes in der Presse:

 

"Nicht ein Baum wird gefällt (...). Von konkreten Plänen wollen die Vertreter des Pflegewerks nichts wissen oder zumindest nichts darüber sagen. Nur so viel ist sicher: Ein verkauf der Immobilie an der Mauerkircherstraße seit derzeit absolut ausgeschlossen, obwohl man mit Angeboten überschüttet werde. Der Wert des knapp 6000 Quadratmeter großen Grundstücks mit Villa in bester Lage steige ja praktisch monatlich."

 

Die Grundstücksverwertungsgesellschaft Herzogpark GmbH & Co.KG ließ dann im Frühjahr 2011 so gut wie die ganze Bepflanzung bis auf einige Büsche und die alten Bäume an den Grundstücksgrenzen entfernen. Der "Immobilienentwickler" Ritter Finest Real Estate ist laut Zeitungsbericht vom Juni 2011 für die Planungen zuständig. Was genau mit dem Grundstück geschehen soll, war damals noch ungewiss. Nachdem die Villa über sechs Jahre leer stand, wird sie nun vermutlich zum Bürogebäude umgebaut. Mit ihrer Sanierung hat man im Sommer 2012 begonnen.

 

 

 

 

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Text: Karin Bernst: "Ein Spaziergang durch den Münchner Münchner Nordosten", Kalender 2013.

Bild oben: Das Pius-Maria-Heim an der Mauerkircherstraße; Aquarell © Karin Bernst

Foto unten: Pius-Maria-Heim. Familienpflege- und Bräuteschule München (historische Ansichtskarte aus den 1960er-Jahren © privat)