Die erste 1803 unter Minister Montgelas entstandene Bogenhauser Brücke wurde 1811/1812 durch eine neue Holzbrücke ersetzt, deren zwei Pfeiler aber jetzt gemauert waren. Die "Ansicht der Neuen Brücke bey Bogenhausen" (nach einem Entwurf von Carl Friedrich von Wiebeking) zeigt diese klassizistische Holzbrücke, die mit drei Bögen die Isar überspannte. Das Schild im linken Pfeiler trägt die Jahreszahl 1812. Die Spaziergänger im Vordergrund zeigen auf Bogenhausen mit der Pfarrkirche St. Georg, das rechts davon liegende Schlösschen Neuberghausen (das drei Jahre vor dem neuen Brückenbau Freiherr von Hompesch erworben hatte) und, am äußersten rechten Bildrand, die Bade- und Heilanstalt Bad Brunnthal mit ihrem charakteristischen Türmchen.
Im Jahr 1823 baufällig geworden, ersetzte man diese zweite Brücke 1826 durch eine Notbrücke. Immer wieder geflickt, bringen zwei Flöße die sich von ihrem Ländeplatz losgerissen hatten, die Brücke 1873 schließlich endgültig zum Einsturz. Ein Fährverkehr wird eingerichtet, bis zur Einweihung der neuen eisernen Fachwerkbrücke mit dem Namen Max-Joseph-Brücke (benannt nach König Maximilian I.) am 12. Oktober 1876. Die Gemeinde Bogenhausen muss zur Finanzierung der Brücke ein Darlehen in Höhe von 238.000 Mark aufnehmen und ist daher zur Begleichung der Schulden gezwungen einen Brückenzoll zu erheben. Auch alle Fußgänger werden bei Überquerung der Brücke mit 3 Pfennig zur Kasse gebeten. Am 11. September 1899 wird die Max-Joseph-Brücke vom Jahrhunderthochwasser zerstört.
Die zerstörte Max-Joseph-Brücke 1899, zeitgenössische Ansichtskarten
Bau einer Notbrücke, Oktober 1899
Die heutige Brücke mit einer Gesamtlänge von 100 Metern und eine Höhe von etwa 10 Metern wird in den Jahren 1901/1902 erbaut und verbindet die Tivolistraße mit der Montgelasstraße. Sie entsteht als eine Dreigelenkbogenbrücke aus Muschelkalkquadern in der Gestaltung des Architekten Theodor Fischer. Er belebte seine eher funktionalistische Brückenkonstruktion durch die dynamische Wechselwirkung von Segmentbögen und vielen Rundbögen. Konstruktion und Bau führt die Firma Sager & Woerner durch.
um 1907
Der für den Bau des Bogens und der Verkleidungen benötigte Muschelkalk stammt aus der Umgebung von Marktbreit und Würzburg. Auf jedem der vier ausgestalteten Brüstungen finden sich allegorische Darstellungen der vier Grundelemente Luft (Heinrich Düll, Georg Pezold oder Eugen Mayer-Fassold), Wasser (Heinrich Düll, Georg Pezold oder Eugen Mayer-Fassold), Feuer/»Prometheus« (Max Heilmaier) und Erde (Josef Floßmann). Diese Figurengruppen werden von Pflanzen- und Tierreliefs flankiert. Als Abdeckung des mittleren Stahlgelenks im Scheitel des Brückenbogens ist sowohl auf der Oberstrom- als auch Unterstromseite eine in Kupfer getriebene Kartusche angebracht. Sie wurde von Jakob Bradl gefertigt und zeigt das Wappen-Symbol der Stadt München, das Münchner Kindl.
1904
um 1911
Die Bogenhauser Brücke hat den 2. Weltkrieg leidlich überstanden, erst 1974 erfolgte eine umfangreiche Instandsetzung, bei der unter anderem eine neue Stahlbeton-Fahrbahnplatte hergestellt wurde. Stand 2007 können sind auf der Brücke eine Fahrbahn, beidseitige Geh- und Radwege sowie in der Fahrbahnmitte zwei Gleise für die Straßenbahn eingerichtet.
Allegorische Darstellungen an der Brüstung aus dem Jahr 1906
Bildquellen von oben nach unten:
»Ansicht der neuen Brücke bey Bogenhausen«, Sammlung Proebst, aus: "Schönes altes München", hrsg. v. Kreis der Freunde Alt-Münchens, München 1965.
Zwei Postkartenansichten der vom Hochwasser am 13. September 1899 zerstörten Max-Joseph-Brücke © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V.
Bau einer Notbrücke durch die 3. Kompanie des Königlichen Eisenbahn-Bataillons anstelle der durch Hochwasser zerstörten Max-Joseph-Brücke, Fotografie 17. Oktober 1899 © Stadtarchiv München, Sign. DE-1992-FS-AB-STB-063-01.
Postkarte mit Blick auf die Max-Joseph-Brücke in Richtung Neuberghausen (Ansichtskarte gelaufen 1907) © privat; rechts neben dem Kirchturm von St. Georg spitzt die Beamtenrelictenanstalt hervor.
»Ansicht der Max-Joseph-Brücke«, Anfang 20. Jahrhundert, Tempera auf Karton, Bezeichnung links unten: H. v. B., rechts unten: (sehr undeutlich): Th. Fischer, München, Fa. Heilit & Woerner Bau.
Skulpturen auf der Max-Josef-Brücke: »Das Feuer«, »Die Luft«, 1904. © Stadtarchiv München, Sign. DE-1992-FS-LI-0275-34.
»Max-Joseph-Brücke«, Ausschnitt aus einer Ansichtskarte 1911; links die 1905 eingeweihte Turnhalle des Turn- und Sportverein Jahn München von 1890 e.V. an der Widenmayerstraße im Lehel; das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, diente dann als Behelfsheim und wurde schließlich abgerissen.
Brüstung der Max-Joseph-Brücke mit allegorischen Darstellungen am Ende der Montgelasstraße © dietlind pedarnig (2007)
Blick auf die Max-Joseph-Brücke vom Isarufer; hpt © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V. (2008)