Villa (historisch)
Möhlstraße 28
Die Villa wird im Jahr 1900 gebaut und ist von da an bis 1905 im Besitz des Architekten Philipp Adam, der gleichzeitig auch hier im Erdgeschoss wohnt. Danach wechselnde Besitzer. Am 17. August 1928 geht die Villa für 170.000 Mark vom Vorbesitzer, dem kinderlosen Kommerzienrat Albert Klincke (der hier zusammen mit seiner Nichte wohnte) in die Hände der »Alten Herren«, der 1831 gegründeten Studentenverbindung »Landsmannschaft Teutonia München im Coburger Convent«, über. Die schlagende und farbentragende Verbindung erwirbt damit neben dem Haus in der Theresienstraße 160 eine zweite Unterkunft in München. Die Dokumente des Bundes vermerken zu dieser Zeit Folgendes zur Villa in der Möhlstraße 28:
»Herr Klincke bewohnt das Erdgeschoss. Im 1. Stock wohnt ein Mieter […]. Im Kellergeschoss wohnt der Hausmeister, […]. In Dachmansarden ist eine weitere Familie untergebracht […]. Die Wohnung hat einen eigenen Zugang von unten […]. Da die Wohnung [im 1. Stock] heute 6.000 Mk Jahresmiete kostet, steht sie außerhalb der Zwangswirtschaft und rechnen wir mit keinen erheblichen Schwierigkeiten.«
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Die »Teutonia« suspendiert 1935/36 (wie übrigens die meisten waffenstudentischen Bünde) den Aktivenbetrieb, die "Altherrenschaft" bleibt aber bestehen. Das Haus wird zum Wohnheim für die NS-Studentenkameradschaft »Hobelsberger«, später »Moltke«. Diese Kameradschaft hat rechtlich keine Verbindung zum »Altherrenbund«, es bestehen aber Kontakte.
1944 zerstören Bomben die Villa und sie ist nicht mehr bewohnbar. Nach dem Krieg siedeln sich aber – ein Spezifikum der Möhlstraße in den Nachkriegesjahren – im Garten vier Gewerbe und ein Feinkostladen an, die in kleinen Kiosken ihren Geschäften nachgehen. 1956 verkauft die »Altherrenschaft« die Immobilie samt leerstehender ramponierter Villa an das Land Bayern. Das Gebäude wird schließlich abgerissen, es entsteht ein Neubau, in dem ab 1961 der neue Eigentümer, Neurologe Dr. Reis, eine Neurologische Klinik errichtet. (Später zur Technischen Universität, Klinikum rechts der Isar zugehörig). Zur Immobilie gehörte die Villa in der Möhlstraße 26. In der benachbarten Villa Möhlstraße 30 war die Abteilung für Kinder- und Jugendpsychotherapie untergebracht.
2012 wurden sowohl beide Gebäude, das der Möhlstraße 28 sowie das der Möhlstraße 30, vom Immobilienunternehmen Ritter Finest Real Estate erworben. Das Gebäude in der Möhlstraße 28 wurde abgerissen. (siehe: https://www.klarwein.com/portfolio/moehlstrasse-krankenhaus/) und auf dem Grundstück ein Neubau errichtet, wobei versucht wurde, den Villenstil der Möhlstraße zu adaptieren. Die ehemalige Herz-Villa wurde verkauft, das Gebäude ist erhalten.
Sommer 2012
Möhlstraße 28,2014
Textquelle:
Karl, Scola: "Die Möhlstraße", München 1998, und mit freundlicher Unterstützung des Archivars der Landsmannschaft Teutonia München im Coburger Convent.
Abbildungen von oben nach unten:
Die Villa Möhlstraße 28 vor ihrem Abriss © Teutonia München.
Links Coleurkarte der Münchner Landsmannschaft Teutonia, Buchscan aus: Becker, Ulrich: Alte Studentenpostkarten, München 1990. Wappen und der Wahlspruch galten bis zum Jahr 1924, beides wurden dann modernisiert (Abbildung rechts, © Teutonia München).
Die ehemalige Klinik Dr. Reis, rechts die Villa Möhlstraße 26 © dietlind pedarnig, 2008.
Freier Blick von der Ismaninger Straße aus auf die prächtige Pschorr-Villa durch den Abriss der Reis-Klinik. Rechts ist die ehemalige Herz-Villa (Möhlstraße 30) zu sehen. hpt © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V., Juni 2012
Bürovilla Möhlstraße 28, 2014. Links die Herz-Villa (Möhlstraße 30).