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1. Bauphase
Gleich nach der Eingemeindung Bogenhausens am 1. Januar 1892 begann die Erschließung des neuen Siedlungsgebietes und die Anlage der im vom Königlichen Hofgärtendirektor Jakob Möhl vorgelegten Plan vorgesehenen Straßen und die Bauplatzaufteilung. Die Bebauung begann (mit einer Ausnahme) bei den Parzellen, die durch die Abtrennung des östlichen Teils der Liegenschaften des »Königlichen Beamtentöchterstifts« in Neuberghausen entstanden waren. Die ersten Anwesen im neuen Villenquartier sicherten sich die damalige Bogenhauser Prominenz:
Eckhaus Villa Düll (HsNr. 31): Baujahr 1893; Besitzer: Künstler und Bildhauer Heinrich Düll, der drei Jahre später mit dem Auftragswerk des »Friedensengels« beginnt.
Doppelvilla Seitz / Möhl (HsNr. 35 und HsNr. 37): Baujahr 1894; Besitzer: Baumeister Georg Hagen bzw. der Königliche Hofgärtendirektor a.D. Jakob Möhl.
Villa Selmayer (HsNr. 12): Baujahr 1894; Besitzer: der letzte Bürgermeister Bogenhausens Josef Selmayr.
2. Bauphase:
Das Münchner Großbürgertum der Prinzregentenzeit fand sehr bald Gefallen an der ruhigen und vornehmen Wohnlage und bald reihte sich um die Jahrhundertwende eine repräsentative Villa an die andere - man konnte es sich leisten zu zeigen, was man hat. Kunsthistorisch besonders schöne Gebäude sind in dieser Hinsicht sicherlich die malerisch-neubarocke Villa von Julius Kaufmann, einem Druckerei- und Kriegskreditbankdirektor (HsNr. 21) und die palastartige Neubarockvilla von Kommerzienrat Hugo Kustermann (HsNr. 3) sowie die vornehm-venezianische mit Jugendstilelementen versetzte Privatiersvilla von Karl Schneider (HsNr. 27). Schnell erkannten aber auch findige Unternehmer wie das Gastwirtsehepaar Anna und Lorenz Betz (Besitzer der zu dieser Zeit florierenden »Betz'schen Gastwirtschaft«) den Wert der Möhlstraßen-Grundstücke. Sie ließen sich drei Villen von Architekt Hans Seidl bauen (HsNr. 12a, HsNr. 14 und HsNr. 16) um diese sofort wieder (gewinnbringend) zu verkaufen. Ähnlich erging es den von den Architekten Alphons Hering (HsNr. 20) und Philip Adam (HsNr. 28) erbauten Gebäuden. Bis heute sind sie einem starken Besitz- und Funktionswandel unterworfen gewesen.
3. Bauphase:
Nach einer kurzen Baupause bildet eine Gruppe von neuen Villen, erbaut zwischen 1906 und 1909 einen vorläufigen Abschluss in der Entstehungsgeschichte der Möhlstraße. Als Beispiel dafür ist die 1906 gebaute prachtvolle Villa Wannieck-Moll (HsNr. 32) zu nennen, eine der mächtigsten Anwesen der Möhlstraße, das sich bis zur Ismaninger Straße erstreckte, gefolgt von der daneben angrenzenden Villa der Privatiere Klara Herz (HsNr. 30/30a), ein ein Jahr später entsteht. Der zu diesem Zeitpunkt schon fast geschlossene Straßenzug war nun endgültig fest in der Hand von Spekulanten und Investoren, finanzkräftigen Käufern und Bauerherrn. Die 1908 erbauten Villen der Brauereidynastie Pschorr (Hs.Nr. 2 und HsNr. 23) zeugen ebenfalls von der Dominanz der Unternehmer und Magnaten in der Möhlstraße vor dem Ersten Weltkrieg.
>> mehr zur Möhlstraße (1914– 2008)
Foto von oben nach unten:
Der »Möhl'sche Plan« mit Straßenführung, Bautrassen, Bauplatzverteilung und ersten Villenbauten um 1895. Quelle: Buchscan aus: Karl, Möhlstraße. Im Plan grün markiert wurden zum besseren Verständnis das große Anwesen des »Beamtentöchterstifts« am Isarhochufer und das darunter liegende Bad Brunnthal sowie die Kirche St. Georg mit Friedhof. Die roten Punkte heben die ersten vier Villen der Möhlstraße hervor.
Der »Anfang« der Möhlstraße am Europaplatz: die Villa für den Prinzen Alfons von Bayern zählt jedoch nicht zur Möhlstraße, die Adresse lautet Prinzregentenstraße 61, eine Möhlstraße 1 gibt es nicht. (Gleiches gilt für den gegenüberliegenden westlichen Kopfbau der Möhlstraße, die Villa für den Prinzen von Hohenzollern, in der Maria-Theresia-Straße 17, heute Generalkonsulat der Russischen Föderation). Es war wohl schwer vorstellbar, dass eine repräsentative, hochadelige Villa die Adresse eines Hofbeamten / Gärtners trägt. Da war dann doch die Hausnummer in der Maria-Theresia-Straße und Prinzregentenstraße standesgemäßer. © dietlind pedarnig (2007)
Detailansicht der Villa Möhlstraße 16 von Architekt Hans Seidl © dietlind pedarnig, 2008.
Die Möhlstraße vom Firsthäuschen der Villa Wannieck (HsNr. 32) aus nach Süden. Im Vordergrund die große Doppelvilla der Rentiere Klara Herz (HsNr. 30 und 30a). Rechts noch im Bild die Villa von Julius Kaufmann (HsNr. 21) und der mächtige Stock der Villa des Fabrikdirektors Hans Kullen (Hs.Nr. 19). Schemenhaft im Hintergrund links die Pfarrkirche St. Johann Baptist von Haidhausen, das Maximilianeum (Mitte) und rechts der Friedensengel. Quelle: Buchscan aus: s.o.