ehemalige Gaststätte »Beim Wirt« (»Schlosswirtschaft«, »Schlosswirt«)
Oberföhringer Straße 107
Die ehemalige Gaststätte »Beim Wirt« in Oberföhring (früher Haus No. 45) war eine der traditionsreichsten Münchens. Bereits 1778 bezeugt eine Kirchenrechnung der Pfarrei St. Lorenz eine Elisabetha Lindnerin als »geweste Wirtin« eines 1/4 Wirtshofs an dieser Stelle. Seine günstige Lage in Höhe der Einmündung der alten Salzhandelsstraße "An der Salzbrücke" (in der Verlängerung des Salzsenderwegs) in die Hauptstraße Föhrings, der heutigen Oberföhringer Straße, lässt wohl ein noch viel früher florierendes Wirtsgeschäft vermuten.
Mouse-over-Effekt: die ehemalige Schlosswirtschaft 1910 und 2008
Aus der »Schlosswirtschaft« (ab der Jahrhundertwende eventuell in Anspielung auf das 1900 in Oberföhring erbaute »Bernheimer Schlösschen« mit diesem Namen bezeichnet) wurde in unseren Tagen das »Hotel Bräupfanne«. 1983 initiierten hier im kleinen Kreis die Bundestagsabgeordneten Franz Handlos und Ekkehard Voigt die Gründung der Partei »Die Republikaner« (REP), die seit 2005 vom Verfassungsschutz nicht mehr als rechtsradikal eingestuft wird. Das Hotel mit Restaurant zur »Bräupfanne« existiert nicht mehr, die weitere Nutzung des Gebäudes ist unbestimmt.
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Abbildungen:
oben: »Belustigungsplatz in Oberföhring bey München«, Lithografie 1815. Es zeigt den Gastwirtschaftsbetrieb mit dem markanten Holzpavillon zum Tanzen. Aus: Schönes altes München, hrsg. vom Kreis der Freunde Alt-Münchens, München 1965.
unten: Mouse-over Effekt (bitte mit der Mouse über das BIld fahren): Kunstpostkarte der Schlosswirtschaft, um 1920 (?). In der rechten unteren Ecke die Signatur "R." Es zeigt das Gasthaus um 1910, denn die gemalte Aufschrift am Gebäude lautet: »Gast und Tafernwirtschaft - Schlosswirt - von J. und E. Kronenwetter«. Die Gastwirtseheleute Johann und Elisabeth Kronenwetter, geb. Mader, hatten 1910 die Wirtschaft als Miteigentümer zur Hälfte erworben. 1912 verkauften sie ihren Anteil bereits wieder an die Bräumeisterswitwe Anna Heckl aus St. Veit bei Neumarkt. Vor der Wirtschaft ist ein Personenbus der damaligen »"Kraftpost« zu sehen. Neben dem Personentransport hatten diese Busse Briefkästen an Bord, in die Post eingeworfen werden konnte. Nach einer kriegsbedingten Stagnation in der Entwicklung erfuhr die "Kraftpost" ihre erste Blüte in den 1920er und frühen 1930er Jahren, als mit Kraftpostlinien der ländliche Raum erschlossen wurde. Hierbei gab es ein starkes Nord-Süd-Gefälle, da im norddeutschen Flachland bereits ein dichtes Netz an Eisenbahnlinien bestand, wohingegen in Süddeutschland Kraftpostbusse in vielen ländlichen Gemeinden die erste Anbindung an größere Verkehrswege darstellten. Das Gebäude der ehemaligen "Bräupfanne" im Jahr 2008 hpt © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V. Immerhin gibt es noch das Buswartehäuschen und erinnert so an die ehemalige Posthaltestelle ...