1820 kauft die Mühle Samuel Oberndorfer, Kaufmann aus München. Da die Herstellung von Lebensmitteln Juden zur damaligen Zeit verboten war, stellt er den Antrag auf Errichtung einer Pappendeckelfabrik. Trotz Protesten seiner Mühlenkonkurrenten erhielt er dafür und später auch für die Herstellung von Papier eine Konzession.
Die erste Gastronomiekonzessionierung stammt kurze Zeit danach, aus dem Jahr 1825. Freilich ist damals und über die nächsten 50 Jahre hinweg nur ein winziges Zimmer der Mühle zur Gästebewirtung freigegeben. Der Mühlenbetrieb ist zu dieser Zeit weiter vorrangig, Brotzeiten und Bier dürfen nur an wartende Mühlenkunden abgegeben werden. Ein richtiger Wirtshausbetrieb entfaltet sich erst ab 1855, durch den Erlass einer Bewilligung für Bierausschank und den Verkauf von Speisen.
1866 entsteht das Anwesen in seiner heutigen Gestalt, da das alte Mühlengebäude abgebrannt war. Im gleichen Jahr lassen die Besitzer Anton und Katharina Vogel gegenüber der Mühle auch eine private Gedächtniskapelle (St. Emmeram 40) als Ersatz für die im Jahr 1820 abgerissene Wallfahrtskapelle St. Emmeram errichten. Zwei Jahre später baut auf dem Grund der ehemaligen Kirche mit Eremitorium Josef Höchl eine Villa.
1885 gehören laut Katastereintrag zum Anwesen der Mühle St. Emmeram:
ein Wohnhaus mit Wirtschaftslokalitäten, Mühle, Stallungen und Stadel unter einem Dache, Gartenhäuschen und Hofraum
Gras- und Baumgarten hinter der Mühle mit Sommerhäuschen
die Au am Bach
Früher hatte die Sankt Emmeramsmühle freilich nur im Sommer geöffnet, da sich kein Münchner im Winter so weit nach Norden wagte. Ab 1890 kam aber die große Zeit der Gaststätte, da sie plötzlich Mode wurden. Viele Schwabinger Künstlergesellschaften ließen sich vom Fährmann über die Isar setzen, um im Biergarten der St. Emmeramsmühle zu feiern und zu zechen.
Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Mühlenbetrieb ganz eingestellt und ab 1929, nach dem Verkauf an die Spatenbrauerei, das gesamte Anwesen als Wirthaus genutzt. Seit 1970 steht es unter Denkmalschutz.
Literatur:
Karin Bernst, "Oberföhring. Das Dorf und seine Bewohner im 19. Jahrhundert", München 2000.
Abbildungen von oben nach unten:
Lage der St. Emmeramsmühle in Oberföhring nach 1866, nach einem handschriftlichen Plan von Kreisheimatpfleger Fritz Lutz.
"St. Emmeramsmühle" mit Gedächtniskapelle St. Emmeram, 1926, historische Ansichtskarte © privat
Aquarell "St. Emmeram, um 1902". In der Mitte die "Restauration Mühle St. Emmeram", flankiert von der St. Emmeramskapelle (St: Emmeram 40) rechts und dem Pumpen- und Flusswärterhäuschen (St. Emmeram 39) links. Dahinter spitzt das neugotische Giebeldach des Anwesens Spervogelstraße 2 (erbaut 1900) hervor. Quelle: Stadtarchiv München.
Sankt Emmeramsmühle, um 1930. Aus: "Zu Gast im alten München. Erinnerungen an Hotels, Wirtschaften und Cafés", hrsg. von Richard Bauer, München 1982.
Sankt Emmeramsmühle, um 1930. Ansichtskarte © privat.