Im Gewerbegebiet Zamdorf / Steinhausen fand man 1981 einen Standort, der dafür alle Bedingungen erfüllte. Er lag günstig an der Autobahn, hatte einen Gleisanschluss für die schweren Papierrollen und die 850 Mitarbeiter konnten ihn auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichen. Der Süddeutsche Verlag errichtete hier ein modernes Druckzentrum, das nicht nur eine zweckmäßige Produktionsstätte darstellt, sondern auch durch gutes Design besticht. Die Architekten Peter C. von Seidlein, Horst Fischer, Claus Winkler und Edwin Effinger haben angesehene Preise für ihr Werk (fertig gestellt 1985) erhalten. Der Bau vermittelt Offenheit und Leichtigkeit, große Glasflächen bieten Ausblicke auf viel Grün: Schon heute ein Klassiker moderner Industriearchitektur. Der imposanteste Teil des Druckzentrums ist die Halle der Rotationsanlage. Sie ist 185 Meter lang, 20 Meter breit und 18 Meter hoch. Die Baukosten betrugen insgesamt 70 Millionen DM.

 

Dem Druckereizentrum weichen musste 1983 das Gollwitzer-Freibad, das hier 35 Jahre lang vom "Freien Wassersportverein München e.V." betrieben wurde. Viele Stadtteilbewohner haben den Verlust ihres "Golli" bedauert, war es doch das einzige Freibad im Münchner Nordosten.

 

 

Rotationsanlage für Vierfarbdruck: vier Maschinen mit je vier Rollenwechslern, 

drei Achtertürmen im 10-Zylindersystem, Wendeeinheit und Klappenfalzwerk 

 

 

Die Artikel für die Süddeutschen Zeitung wurden zunächst in den 1980er-Jahren weiterhin in der Sendlinger Straße geschrieben und seitenweise zusammengestellt. Aus den per Datenleitung angelieferten Seiten entstanden im Druckzentrum die Druckplatten, jährlich rund 650.000 Stück. Mit einer einzigen Platte können bis zu 200.000 Zeitungen gedruckt werden. Pro Stunde lassen sich 100.000 Exemplare der Süddeutschen Zeitung drucken. Nicht nur die Süddeutschen Zeitung, auch Teilauflagen der Blätter »Bild«, »Bild am Sonntag«, »Die Welt« und »Die Zeit« wurden hier gedruckt.

 

 

 

Gebäudeabschluss im Nordosten

 

 

Mit einer Geschwindigkeit von mehr als 12 Metern in der Sekunde laufen die Papierbahnen durch die Rotationsmaschinen. Auf einer Papierrolle sind etwa 20 Kilometer Papier aufgewickelt. Sie wird in gut 25 Minuten verarbeitet und reicht für ca. 18.000 Zeitungsexemplare. Über 100.000 Tonnen Papier werden jährlich hier bedruckt, 66.000 Tonnen allein für die SZ. Um 18 Uhr beginnt der Druck der SZ und um 18.15 Uhr verlassen die ersten Lieferfahrzeuge das Druckzentrum Richtung Flughafen. Um 3 Uhr morgens werden die letzten Exemplare für den Großraum München verpackt.

 

Text: Roland Krack, Spaziergang durch den Münchner Nordosten, Kalender 2004

 

 

 

 

Gegenüber dem Druckzentrum entstand an der Hultschiner Straße die neue Verwaltungszentrale des Süddeutschen Verlags. Der Bau des Gebäudes begann 2006 und bereits im November 2008 war das fast 100 Meter hohe Haus bezugsfertig. Der Süddeutsche Verlag bündelt alle Verwaltungs- und Produktionstätigkeiten nun in Zamdorf, direkt am S-Bahnhof Berg am Laim. Der Umzug aller Mitarbeiter nach Zamdorf machte das alte Stammareal des Verlags in der Sendlinger Straße frei. Dort befindet sich jetzt das Einkaufszentrum »Hofstatt«.

 

Mehr zum Druckzentrum: www.sv-druckzentrum.de

 

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Abbildungen:

oben und Mitte: mit freundlicher Genehmigung © Karl J. Habermann

unten: Blick in den Neubau 1985 kurz vor der Inbetriebnahme, links ist die erste Rotationsmaschine bereits montiert. Tageslicht und ein dezent in Grau und Silber gehaltenes Farbkonzept unterstützen die großzügige Wirkung von ablesbarer Konstruktion und geometrisch penibel angeordneter Sichtinstallation. ( mit freundlicher Genehmigung © Ingrid Voth-Amslinger)