Es sind also die Eremiten einer Kongregation, die die Kinder der bäuerlichen Umgebung von Oberföhring als erste schulisch unterweisen. Im Sommer 1713 bauen sie sogar eine Schule auf eigene Kosten, damit "die Kinder, welche sich im Winter häufig einfinden, bequemer sitzen und wir ungehindert unsere einsiedlerischen Übungen fortsetzen können." Der Schulbesuch in der Klausnerschule ist freiwillig und kostet Schulgeld, die Eremiten selbst haben aber einen geringen Bildungsstand, daher besteht der Stoffplan meist in der Vermittlung biblischer Geschichten, im Lesen und Schreiben und im Kirchengesang. 

 

Das Ende der Klausnerschule kommt mit dem Neubau des bayerischen Staates durch Montgelas und der Auflösung vieler Klöster im Zuge der Säkularisation. 1802 wird die allgemeine Schulpflicht in Bayern eingeführt. Die Arbeit der religiös ausgerichteten Eremiten wird beendet, der Eremit Thomas Wimmer 1804 vertrieben. Der neue weltliche Schulunterricht findet aber nach wie vor in der Eremitenklause statt. 1804 waren zwar 64 Kinder zum jetzt "weltlichen" Schulunterricht angemeldet, aber die Schulfreudigkeit der bäuerlichen Bevölkerung war denkbar gering, denn besonders in den Sommermonaten wurden die Kinder zur Arbeit auf dem Feld oder zum Viehhüten gebraucht.

 

Die räumlichen Verhältnisse in der alten Klause sind bald unzumutbar. Aber es dauert noch bis 1822, ehe das Eremitorium abgerissen wird. Aus den Abbruchsteinen der bereits 1820 abgerissenen Kapelle errichtet die Gemeinde Oberföhring dann 1824 ein neues Schulhaus in der Muspillistraße 27

 

An der Stelle des Eremitoriums und der Filialkirche St. Emmeram errichtet 1822 der neue Besitzer des Grundstücks, der Stadtmaurermeister Josef Höchl, eine Villa, die heute im Besitz der Stadt Münchens ist. Sie wird verschiedentlich genutzt, zunächst als Wirtschaft (1831 bis 1842?), dann als Kalkbrennerei und Dampfsägemühle, schließlich als Wohnhaus (Neubau 1872), in das der Oberföhringer Bürgermeister Carl Freiherr von Wohnlich noch im gleichen Jahr einzieht. Nach 1933 Sitz des Knaurverlages. Heute ist an der Spervogelstraße 12 im Besitz der Stadt München und hier eine private Kindertagesstätte untergebracht.

 

 

Haus Oberföhring No. 1 um 1835: Ausflugsgaststätte weit vor den Toren der Stadt München

 

 

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Abbildungen:

oben: Salomon Koninck, Der Eremit, 1643, Gemäldegalerie Dresden

Mitte: Holzstich "Die ehemalige Eremitage des heil. Emmeram" von Link, 1863, 4,5 x 10,5 cm. Links ist der Isarhang mit der Pfarrkirche St. Lorenz zu sehen, dahinter die Türme der Stadt München.

unten: "Das Haus des Barons Wohnlich in Oberföhring mit Blick auf München", anonymes Aquarell, um 1835. Aus: "Schönes altes München", hrsg. vom Kreis der Freunde Alt-Münchens, München 1965.