Straßen und Wege im 19. Jahrhundert im Nordosten Münchens

 

In den vergangenen Jahrhunderten verbanden keine bequemen Verkehrsstraßen wie wir sie heute kennen die Dörfer und ihre Ortsteile, sondern unbefestigte Wege. Häufig nicht breiter als Feldwege, genügten sie den Bedürfnissen der Landbevölkerung. Einige dieser Wege sind noch heute im Stadtplan zu finden, so etwa der Verbindungsweg von Daglfing nach Johanneskirchen (heutige Savitsstraße). Den Weg von Denning nach Englschalking und dem Ortsteil Priel, die Memeler Straße, gibt es nur noch im westlichen Teil, die Flaschenträgerstraße in Englschalking ist der noch vorhandene Südteil der alten Verbindung nach Johanneskirchen.

 

Durch den im großen Umfang für die Herstellung von Ziegeln getriebenen Lehmabbau in den Ortsteilen Denning, Zamdorf, Johanneskirchen und Englschalking Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts, verschwanden einige Wege ganz, so etwa der Weg von Zamdorf nach Daglfing. Einige Straßen verlaufen im Nordosten Münchens als Zeugen dieser boomenden Industrie noch heute auf zum Teil 2 bis 3 Meter hohen Dämmen, die nach dem Lehmabbau stehen blieben sind:

Auf den Trassen der alten Ortsverbindungswege nach Westen entstanden die Hauptverbindungen nach München: die Johanneskirchner Straße, die Denninger Straße und die Englschalkinger Straße. Auf ihnen transportierten die Fuhrwerke ihre schwere Ziegellast in die Residenzstadt hinein, wo sie für den in der »Gründerzeit« immer weiter anwachsenden Wohnungs- Kirchen- und Repräsentationsbau verwendet wurden. 

 

Die Straßen und Wege waren alle unbefestigt und wurden jedes Jahre neu bekiest. Den Kies entnahm man den Ortskiesgruben. Die Gemeinde Daglfing legte jährlich die Instandsetzungstage fest, 1925 war Englschalking am 10. März, Daglfing und Johanneskirchen am 11. März und Denning am 12. März an der Reihe. Die Wegekosten betrugen in diesem Jahr für die gesamte Gemeinde 1508 Mark. Bald hielten jedoch die oft geflickten Straßen der Belastung durch die Ziegeleifuhrwerke nicht mehr stand und man schritt zur teuren Straßenpflasterung. Als erste Straße wurde die Johanneskirchner Straße gepflastert. Die Ziegeleibesitzer, als Anlieger und »Hauptbenutzer« hatten sich mit Summen zwischen 110 und 190 Mark zu beteiligen. Die Pflasterung der Englschalkinger Straße erfolgte 1907.

 

 

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Text: Roland Krack

Foto: gepflasterter Bichlhofweg(Johanneskirchen) © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V.