Eine Besonderheit und der "letzte Schrei" war im Jahr 1948 sicherlich die Einrichtung eines immerhin 185 Zuschauern Platz bietende Kinos in dem Saal, wo sich die Küche der Gaststätte befunden hatte. Bis 1959 wurde hier neben den kulinarischen Genüssen des Gasthauses cineastische Unterhaltung geboten. Leider gibt es über das Kino nur wenige historische Quellen. So schreibt der Oberföhringer Pfarrer Mühlegger 1949:

 

»Der Kirchenchor brachte anfangs November das Lied von der Glocke (Musik von Romberg) im Kinosaale und 14 Tage später in der Kirche zur Aufführung und es war für alle ein Erlebnis. Der Reinerlös betrug 500 DM (für die neuen Kirchenglocken).«

 

Doch auch andere Veranstaltungen gab es, so zum Beispiel am 22. Oktober 1950 die Feier des 1200-jährigen Bestehens Oberföhrings. Dazu Pfarrer Mühlegger:

 

»Am Festtag war auch die Stadt durch 2. Bürgermeister Dr. von Miller vertreten, Schulreferent ect. fehlten nicht. Die weltliche Feier fand statt im Kino-Saale-Grüntal. Kirchenchor verstärkt durch Männergesangsverein und viele freiwillige Sänger (70) brachten unter Leitung von H. Hptl. Bergmaier die herrlichen Chöre aus den „Jahreszeiten“ zur Aufführung. Die Festrede hielt wirklich als „Meister des Wortes“ Herr Stadtbibliothekar Dr. Held, ein kurzes Festspiel verfaßte H. Architekt Höhner (sehr schön!).«

 

 

>> Mehr zu den Kinos im Münchner Nordosten

 

 

 

 

Im Januar 1956 kaufte die Firma Paulaner-Salvator-Thomasbräu AG München um 178.388 DM das Gasthaus Im Grüntal 15. Seit 1979 gehört es der Schörghuber-Gruppe. 1990 übernahm das Gastronomieunternehmen Kuffler-Gruppe das Wirtshaus. Leider reichten denen die Besucherzahlen nicht mehr aus, das Lokal über Wasser zu halten und nachdem der idyllisch am Brunnbach gelegenen Traditionsgaststätte kein Denkmalschutz mehr gewährt wurde (zu viele Umbauten wären am Gebäude durchgeführt worden), wurden schnell Pläne der Bayerischen Bau- und Immobilien-Gruppe Schörghuber GmbH laut, das 7 bis 8 Millionen Euro teure und 3350 Quadratmeter großen Areal mit Luxuswohnungen und Tiefgaragen zu bebauen. Den ersten Bauantrag lehnte man ab, da zu viele Bäume gefällt hätten werden müssen. Wie der Bogenhausener Anzeiger in einem Artikel vom 31 August 2010 berichtete,  bildete sich spontan  eine Bürgerinitiative zum Erhalt des Ensembles mit Beteiligung der Stadträtinnen Claudia Tausend und Christiane Hacker. Noch im Herbst 2010 schien sich eine Einigung und somit der Erhalt des Gebäudes, nicht zuletzt aufgrund der von Alexandra Schörghuber gewährten Unterstützung, abzuzeichnen. Aber ein Jahr später scheiterten alle Bemühungen, das Traditionsgasthaus wurde abgerissen. Im Grüntal werden heute keine Gäste mehr bewirtet.

 

 

 

 

 

»Grüntal"-Gelände - Luxus-Wohnungen statt Biergarten. Seit 1979 gehörte das Grüntal der Schörghuber Unternehmensgruppe, zu der auch die Bayerische Hausbau zählt. Von 1990 an führten das Gastronomieunternehmen Kuffler (Spatenhaus, Seehaus im Englischen Garten) und die Paulaner Brauerei das Wirtshaus. Im März 2010 war dann Schluss: Die Besucherzahlen hatten nicht ausgereicht, um das Lokal Über Wasser zu halten, es fehlte auch ein schlüssiges Konzept. Nach dem Abriss lag das Grundstück brach. Die Baugrube war mit Wasser gefüllt.. Auf dem Areal entstand schließlich eine Nobel-Anlage für Betuchte.«

 

Konzepiert hat das Ensemble mit 18 Wohnungen inklusive Tiefgarage die Bayerischen Hausbau mit dem renommierte Münchner Büro Hilmer & Sattler und Albrecht ("Palais an der Oper") im Stil "moderner Klassizität" mit Gesimsen, Putzvertiefungen, Geländer und Sockel sowie Portalfassungen an den Eingängen. Für den noblen Eindruck hat man wohl auch noble Preise zahlen müssen. Das 100-jährige Wirtshaus hatte angesichts dessen hier wohl niemals wirklich eine Chance.

 

 

Wirtshausschild, Grüntal 15

 

 

Blick auf die idyllische Gaststätte am Brunnbach vor dem Abriss ...

 

 

... und aus der selben Perspektive danach.

 

 

Neubau anstelle der Wirtschaft -

das ursprüngliche "klassizistische" Konzept wurde offensichtlich nicht umgesetzt

 

 

Im Vordergrund der Brunnbach, dahinter lag einst der Wirtsbiergarten

 

 

 

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Abbildungen von oben nach unten: