Zahnbrechersiedlung

(Johanneskirchen)

 

Im September 1932 berichteten Münchner Zeitungen über den Bau einer Siedlung mit 120 Einfamilienhäusern in Johanneskirchen. Dr. Dr. Franz Xaver Zahnbrecher hatte die Idee, eine für diese Zeit typische Reichskleinsiedlung zu errichten, in Verbindung mit der Gründung einer »Ein- und Verkaufsgenossenschaft«, deren erster Vorstand er wurde. Es sollten Doppelhäuser mit einer Wohnfläche von 70 Quadratmetern gebaut werden. Im Erdgeschoss befand sich eine Wohnküche mit 10 Quadratmetern, ein Wohnzimmer mit 14 Quadratmetern, ein Schlafzimmer mit 12 Quadratmetern und ein Abort. Im Dachgeschoss war ein Raum mit 24 Quadratmetern, eine Kammer und ein Speicher vorgesehen. Im Keller befanden sich Werkstätte, Obstkeller und Waschküche mit verzinkter Badewanne. Zu jeder Doppelhaushälfte gehörte ein Grundstück mit 1100 bis 1200 Quadratmetern, der Preis für Haus und Grund sollte 3630 Mark betragen.

 

Jeder Siedler war gezwungen, Mitglied der »Ein- und Verkaufsgenossenschaft« zu werden. Die Genossenschaft wollte Siedlerbedarf günstig einkaufen und Gartenerzeugnisse verkaufen, außerdem wurden Strom und Wasser über sie bezogen. Mit Erlaubnis der Genossenschaft konnte man ein Geschäft in der Siedlung eröffnen. Bereits vergeben waren die Wirtschaft, die Metzgerei, die Bäckerei, die Krämerei, der Milchladen, ein Weiß- und Kurzwarengeschäft, ein Friseurladen, ein Geschäft für elektrischen und Radio-Bedarf. Ein Flaschenbiergeschäft durfte nicht geführt werden wegen der Konkurrenz zum Wirt.

 

Grundsteinlegung war am »Tag der nationalen Arbeit«, am 1. Mai 1933, die ersten Häuser wurden im Winter 1933/34 bezogen. Richtig fertig waren die Häuser in den meisten Fällen nicht, auch stand der letztgültige Preis noch nicht fest. An Läden befanden sich in der Siedlung das Kolonialwarengeschäft Merwald, ein Milchladen, eine Bäckerei und ein Schreibwarengeschäft. Es gab einen Schuster, einen Schneider und einen Arzt. Der »Poschwirt« besaß eine Kegelbahn und ein Musikpodium, hier fanden Theaterstücke einer Laienbühne und Faschingsbälle statt.

 

 

 

 

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Text:

    Karin Bernst: Johanneskirchen. Das Dorf 815-2015, München 2015.

Fotos:

    oben: Haus Anger 5 in der Zahnbrechersiedlung © Karin Bernst

    unten: Erstsiedlerinnen der Zahnbrechersiedlung  © Karin Bernst