Die Vorstandsberichte der »Actien-Ziegelei München« spiegeln deutlich den Weg des Ziegeleiwesens im Münchner Nordosten zur Prinzregentenzeit wieder. Die Firma hatte zum 31.12.1907 einen Grundbesitz von 166 ha (488 Tagwerk), davon in Bogenhausen 38,455 ha, in Steinhausen 24,569 ha, in Zamdorf 22,307 ha, in Oberföhring 2,014 ha und in Unterföhring 78,929 ha. Die Ziegelproduktion belief sich im Jahr auf rund 12,7 Millionen, im Folgejahr auf 15,69 Millionen Stück bei jeweiligen Beständen aus dem Vorjahr von 14,55 bzw. 11,83 Millionen Stück. Verkauft wurden in beiden Jahren jeweils zwischen 15 und 16 Millionen Stück.

 

Kommerzienrat Rudolf Büttner stellte als Vorstand und Direktor 1907 abschließend fest:

 

»Nachdem der Lehmbesitz in Steinhausen erschöpft ist, in Bogenhausen nur mehr ca. 13 Tagwerke, in Zamdorf ca. 9,7 Tagwerke beträgt, mussten wir nun der Neuanlage in Föhring - mit einem derzeitigen Lehmbesitz von ca. 205 Tagwerken - nähertreten. Wir werden demnächst mit dem Bau beginnen und hoffen, die zunächst als Ersatz für Steinhausen dienende Anlage im Laufe des Jahres 1909 fertig stellen zu können. Als dann erfolgt sofort der Abbruch des Steinhauser Werkes (äußere Prinzregentenstraße), während die Auflassung der Fabriken in Bogenhausen und Berg am Laim (Zamdorf) den Verhältnissen entsprechend vor sich gehen wird. Auf diese Weise glauben wir die Interessen der Aktionäre am besten zu wahren, denn wir nutzen einesteils den Ziegeleibetrieb noch nach Möglichkeit aus und beseitigen andernteils noch rechtzeitig genug die Hemmnisse, die allmählich sowohl die Entwicklung unseres Grundbesitzes als auch den der sonstigen, für die fragliche Gegend in Betracht kommenden, Interessen erwachsen könnten.«

 

Während Produktion und Absatz der »Actien-Ziegelei München« bis zu Beginn des Ersten Weltkrieges trotz konjunktureller Schwankungen im Baugewerbe weitgehend konstant blieben, kam es 1914 dann zur negativen Wende. Verzeichnete man am Jahresanfang noch einen Absatz von 24 Millionen Handsteinen, so waren es am Jahresende nur mehr 5 ½ Millionen verkaufte Steine. Die »Actien-Ziegelei München« hatte gegenüber dem Vorjahr einen Absatzrückgang von 35% zu verzeichnen, was Betriebsstilllegungen und Kurzarbeit zur Folge hatte. Dagegen waren die Erträge auf den noch landwirtschaftlich genutzten Flächen im Besitz der »Actien-Ziegelei« (infolge der durch den Krieg erhöhten Getreidepreise) im ersten Kriegsjahr höher als in der Vorkriegszeit.

 

1928 übernahm Wilhelm Siekmann als alleiniger Vorstand die »Actien-Ziegelei München« und trieb sie mit unternehmerischem Weitblick zu weiterer Größe und Bedeutung. So erwarb er 1939 weitere Grundstücke mit Ausbeuterechten in Ismaning, wo auch ein weiteres Großziegelwerk entstand, das bereits während des Zweiten Weltkriegs, 1943, in Betrieb gehen konnte. Ein Jahr zuvor war die Übernahme der Wiener Ziegelwerke erfolgt, der Name lautete nun »Aktien-Ziegelei München-Wien«. Nach der Währungsreform 1948 wurde das Werk in Ismaning erweitert und die Produktpalette von Ziegel und Klinker um die Herstellung von Feinkeramik erweitert. Nach der Verschmelzung mit der Vereinigten Mosaik- und Wandplattenwerke AG, Freidland-Sinzig-Ehrang (gegr. 1868) Änderung der Firma in eine Aktiengesellschaft für Grob- und Feinkeramik. 1955 wurde die älteste kanadische Porzellanfabrik erworben. Ab 1958 nennt sich die ehemalige »Aktien-Ziegelei München« AGROB AG. Der Keramikbereich wurde Ende der 1990er Jahre an Villeroy & Boch verkauft, Firmenzweck ist heute die immobilienmäßige Verwertung des Werksgeländes in München-Ismaning. Auf dem 48.442 qm großen Gelände in der Münchener Straße 101 befindet sich ein Medien- und Gewerbepark.

 

 

 

<< zurück zum Textanfang

 

 

 

Literatur: Karl, Willibald: Dörfer auf dem Ziegelland, München 2002.

Abbildungen von oben nach unten: