Lorenz Betz (18491917)

 

Als Ältester von zehn Kindern (fünf Geschwister sterben schon im Kleinkinderalter) am 17. Februar 1849 in Bogenhausen geboren, übernimmt Lorenz Betz die Traditionsgastwirtschaft samt Metzgerei seiner Eltern Joachim (18211892) und Maria (18231893), geb. Grünwald, in der Ismaninger Straße 105.

 

 

 

 

1870/71 nimmt Lorenz Betz als königlicher  Landwehrleutnant im 10. Bayerischen Infanterieregiment am deutsch-französischen Krieg teil. Er wird verwundet und kehrt mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet zurück nach München. Eine Gedenktafel für die »Heldensöhne aus der Gemeinde Bogenhausen, welche 1870/71 den Krieg gegen Frankreich mitmachten« an der Außenmauer von St. Georg erinnert auch an den Gastwirt namentlich.

 

1872 heiratet Lorenz Betz Anna Köck (18471928). Sein Enkel berichtet in seinen Memoiren, dass es höchstwahrscheinlich keine Liebes-, sondern eher ein Vernunftheirat gewesen ist: Der Erbe der großen Bogenhauser Gastwirtschaft benötigte eine tüchtige Frau an seiner Seite, die »das Sach« zusammenhalten sollte und die Wirtstochter aus Baierbrunn schien diesen Anspruch zu erfüllen, gerade weil Ihr Ehemann eher schwärmerisch-schöngeistig und zu »alllerlei Idealismen« neigte. Aber sie sind wohl kein ideales Paar und haben nicht viel gemeinsam. Auch äußerlich harmonieren die beiden nicht sehr: sie klein und gedrungen und durch eine Venenentzündung gehbehindert, er groß und schlank.

 

 

 

 

 

Vier Töchter und einen Sohn schenkt Anna das Leben, wobei ein Mädchen bereits im Kindesalter stirbt. Die älteste nach ihr benannte Tochter kommt dem väterlichen »Idealbild« von Tüchtigkeit einer Frau wohl eher näher als seine eigene Gattin, denn Anna schmeißt in der Gastwirtschaft den Laden, führt ihren Eltern später den Haushalt in der stattlichen Villa in der Händelstraße 1, nachdem diese sich aus dem Gastwirtschaftsgeschäft zurückgezogen haben, und sie ist dem Vater eine treue Begleiterin bei allen Wanderungen, die der leidenschaftliche Alpinliebhaber gerne und oft unternimmt.

 

Tochter Josefine heiratet den Apotheker Josef Selmayr, einen Sohn von Georg Selmayr, dem  Bruder des letzten Bürgermeisters von Bogenhausen. Deren gemeinsamer Sohn Josef wird General und ist oft in der Villa der Großeltern Betz in der Händelstraße 1 zu Besuch, wovon er in seinen Erinnerungen anschaulich und amüsant zu berichten weiß. Der einzige Sohn Lorenz erbt die Gastwirtschaft nicht, denn sein Vater steht schon frühzeitig mit ihm auf »Kriegsfuß« und so wird sich dieser als nicht gelernter Optiker mehr schlecht als recht eine Existenz aufbauen.

 

 

 

 

Lorenz Betz ist in der Landgemeinde Bogenhausen ein angesehener und einflussreicher Mann. Er ist nicht nur Wirt, sondern hat auch den Posten eines Hauptmanns der Bogenhauser Feuerwehr inne und ist Gemeindebevollmächtigter und Gemeindekassier im Jahr 1892. Sein Immobilienbesitz in Bogenhausen ist beachtlich und somit auch sein Wohlstand: Neben der Gastwirtschaft, die er 1899 bis 1900 abreißen und großzügig neu errichten lässt, gibt er bei Architekt Hans Seidl zeitgleich drei Villen (Haus Nr. 12a, Haus Nr. 14 und Haus Nr. 16) in der vornehmen Möhlstraße in Auftrag, auf, die alle als Spekulationsobjekte dienen und nach Fertigstellung schnell verkauft werden. Das Familienwohnhaus in der Händelstraße 1 entsteht bereits 1896. Sein Enkel konstatiert, dass Betz aber trotz seines Reichtums, wohl kein glücklicher Mann gewesen sei, und dass seine Ämter viel mehr das Ziel hatten, der familiären Misere entfliehen zu können.

 

Das Ende des Ersten Weltkriegs hat Lorenz Betz  nicht mehr miterlebt, er verstarb, am 8. März 1917 in München und ist im Familiengrab auf dem Friedhof von St. Georg begraben.

 

 

 

 

 

 

 

Literatur:

Abbildungen von oben nach unten: