Josef Maurer (1868–1936)

 

Josef Maurer wurde am 30. Mai 1868 in Wimpasing bei Wasserburg, als der erste Sohn der Bauersleute Josef und Karolina Maurer geboren. Durch einen Lehrer wurde seine Neugier für die Altertumskunde geweckt. Bereits als Kind grub Josef Maurer gerne in der Erde. Bald hatte er auch Erfolg und bestückte mit einem Teil seiner Funde, das durch den damaligen Bürgermeister Schnepf neugegründete Heimatmuseum in Wasserburg. Im Jahre 1890, mit 22 Jahren, ging Josef Maurer nach Bad Reichenhall und arbeitete dort drei Monate als Metzger. Noch im selben Jahr heiratete Josef Maurer die älteste Kaufmannstochter Monika Kaltmüller. Sein Wohnsitz wurde Bad Reichenhall.

 

Hier begann er auf dem nahen Grundstück seines Onkels in Karlstein mit Ausgrabungen. Nach wenigen Tagen Zeit fand er dort 19 römische Brandgräber. Um die Früchte seiner Arbeit wurde er jedoch durch Herrn Max von Chlingensperg gebracht, da dieser kurzerhand das Grundstück käuflich erwarb. Josef Maurer dachte sich, wo Gräber waren, sind vermutlich auch Siedlungen gewesen. Daraufhin durfte er, in Absprache mit dem damaligen Bürgermeister Fuchs, auf dessen Grundstück im Langackertal Grabungen durchführen. In den folgenden Jahren gelangen ihm etliche Ausgrabungsfunde.

 

Franz Weber, ein örtlicher Oberamtsrichter wurde nun der Lehrmeister und Förderer für meinen Großvater, da er kein Geld für ein Studium hatte. Herr Weber, mit seinem fundierten Fachwissen der Altertumskunde, war für ihn eine enorme Hilfe. Freiherr von Moreau machte den Vorschlag einen historischen Verein zu gründen und ein Museum in Bad Reichenhall einzurichten.

 

Mein Großvater wurde zum Konservator und ersten Kustos des neuen Museums ernannt. Unermüdlich mit Fleiß und Beharrlichkeit förderte er in den Jahren 1890-1905 bronze- und urnenfelderzeitliche Grabfunde zu Tage, außerdem Gegenstände aus der Spät-Latenezeit, sowie eine römische Siedlung mit Verbrennungsstätte und Friedhof. Josef Maurer setzte in dieser Zeit über hundert Gefäße wieder fachgerecht zusammen. Ein Teil ist noch heute im Bad Reichenhaller Museum zu besichtigen.

 

Mit einer Ausgrabung in Feldkirchen bei Hammerau, wo er 70 Gräber aus der Merowingerzeit fand, endete 1908 seine Tätigkeit in Bad Reichenhall, da Josef Maurer in das neu gegründete Konservatorium der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns nach München berufen wurde. Noch zu seiner Zeit erfolgte die Umbenennung in Landesamt für Denkmalpflege. Am 7. Januar 1917 erhielt Josef Maurer die silberne Medaille des Verdienstordens der Bayerischen Krone. Im gleichen Jahr verlor der Prähistoriker in Eining bei Ausgrabungsarbeiten durch Unfall leider sein linkes Auge. Da seine erste Frau bereits 1914 starb, heiratete mein Großvater 1918 erneut und zwar meine Großmutter Therese Schatz. Aus den beiden Ehen gingen insgesamt 5 Kinder hervor. Aus den Glückwunschschreiben, die mein Großvater nach 25-jähriger Tätigkeit im Landesamt für Denkmalpflege zu seiner Pensionierung (1933) erhielt, lässt sich erst erahnen, welches Ansehen er in der Fachwelt der Vor- und Frühgeschichte hatte. Aus den Schreiben geht hervor, an welchen Orten er Ausgrabungen leitete, oder als Präparator tätig war, so in: Frankfurt, Würzburg, Schondorf, Traunstein, Landshut, Kothingeneichendorf, Ansbach, Freising, Aschaffenburg, Speyer, Neu Ulm, Gunzenhausen, Augsburg, Moosberg, Wasserburg, Füssen; Ingolstadt, Weiden, Kempten, Kelheim (fürs Kelheimer Museum setzte er zum Beispiel die 2000ste Urne zusammen.), Nördlingen, Kulmbach, Amberg, Dillingen, Weißenburg, Straubing, Neuburg, Mindelheim, Eichstätt, Bayreuth, Forchheim, Günzburg, Eining und München.

 

In München-Denning, am Platz „Zur Deutschen Einheit“, erinnert noch die Ausgrabung des Römerbades an ihn, die 1928 bis 1930 unter seiner Leitung erfolgte. Josef Maurer war auch ein tiefgläubiger Mensch. So stiftete er zwei große Gemälde, die sich im Innenraum der kleinen Dorfkirche St. Nikolaus in München-Englschalking befinden und die Heiligen, Johann Nepomuk und Sebastian, darstellen. Bei einem Besuch im Landesamt für Denkmalpflege, vor einigen Jahren, versicherte mir Herr Dr. Stefan Winghart, dass Josef Maurer und sein Lebenswerk immer noch in Fachkreisen oder bei Publikationen erwähnt und geschätzt werden.

 

Josef Maurer konnte seinen Ruhestand leider nicht lange genießen, da er bereits am 8. Juni 1936 starb. Seine letzte Ruhestätte fanden er und seine zwei Ehefrauen auf dem Münchner Ostfriedhof.

 

Eva Maria Krause