Bedeutsam ist Otto als Schriftsteller und Geschichtsschreiber des hohen Mittelalters. Sein Hauptwerk, die Weltchronik »Historia de duabus civitatibus«, kurz »Chronicon«, behandelt in sieben Bänden die Entwicklung der Weltgeschichte. Im achten Band entfaltet Otto eine Vision des Jüngsten Gerichts. Den Vorstellungen seiner Zeit verhaftet, glaubte er die Verwirklichung des Reiches Gottes auf Erden im christlichen Kaiserreich zu erkennen, eine Auffassung, die schon Augustinus in seinem Werk vom »Gottesstaat« abgelehnt hatte.

 

Für München hat Bischof Otto von Freising besondere Bedeutung erlangt, da er im berühmten Zollstreit mit Herzog Heinrich dem Löwen quasi den Grundstein zur Gründung Münchens legte. Schon immer lag die Kontrolle des Warenverkehrs über beide Isarübergänge (und damit die lukrativen Brückenzölle) bei den Freisinger Bischöfen. Das führte schließlich dazu, dass der bayerische Herzog Heinrich Otto den Markt am Isarübergang der Salzstraße in Föhring streitig machte. Er ließ flussaufwärts an einer günstig gelegenen Stelle einen neuen Markt gründen und lenkte so die Salztransporte durch diesen Ort. Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der Neffe Ottos, beendete schließlich den Konflikt im Jahr 1158 durch den so genannten Augsburger Vergleich: Heinrich der Löwe erhielt das Recht, Zollbrücke, Markt und Münze am neuen Ort "bei den Mönchen" zu nutzen die Geburtsstunde Münchens. Föhring verlor seine Stellung als Markt- und Zollort und sank zu einem bedeutungslosen Bauerndorf herab. Ein Drittel seiner Einnahmen musste Heinrich jedoch an den Bischof von Freising abgeben. Ungeklärt ist, wann Heinrich der Löwe die Brücke und den Markt des Bischofs in Föhring zerstörte, wie spätere Autoren berichten. Manches spricht dafür, dass dies nicht vor dem »Augsburger Vergleich«, sondern zu einem späteren Zeitpunkt geschah, denn erst im »Regensburger Urteil« (1180) wird über die herzogliche Gewalttat berichtet.

 

 

Die Isarbank um 1890 auf der heute das Deutsche Museum steht; 

hier baute 1158 Heinrich der Löwe die neue Brücke über die Isar

 

 

 

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Abbildungen: 

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Denkmal Bischof Otto von Freising von Bildhauer Kaspar von Zumbusch auf dem Domplatz in Freising (1857); © Josef Krause, 2008. Es zeigt Otto in lebensgroßer Darstellung mit den ihn charakterisierenden Attributen: stehend im Messgewand mit Mitra, den Bischofsstab unter den linken Arm geklemmt, in der Linken die Heilige Schrift, in der Rechten eine Schreibfeder, die auf seine schriftstellerische Tätigkeit hinweist. Die Plastik steht auf einem Steinsockel. An dessen Stirnseite die Inschrift: OTTO VON FREISING BISCHOF UND GESCHICHTSSCHREIBER.

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oben: Denkmal Bischof Otto von Freising von Bildhauer Kaspar von Zumbusch vor dem Dom  in Freising (1857); hpt©Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V., 2008.

unten: www.deutsches-museum.de