Prof. Richard Riemerschmid (18681957)

 

Eigentlich will Richard Riemerschmid, der gut betuchte Sohn des Likörfabrikanten Eduard Riemerschmid, Maler werden und studiert daher zuerst bis 1890 Malerei an der Münchner Kunstakademie. Er malt etliche impressionistisch angehauchte Gemälde und schreibt bei der Zeitschrift »Jugend«, der Keimzelle des Jugendstils mit. 1898 begründet er begeistert von der englischen Arts-and-Crafts-Bewegung die »Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk« in München mit und entdeckt seine neue Passion als Baumeister, Innenarchitekt und Möbeldesigner. Sein Haus in Pasing entwirft er 1898 bis 1907 bereits ganz nach eigenem Geschmack: vom Keller bis zum Dach, Fenster, Kacheln, Beschläge, Schränke, Geschirr, Bestecke, alles wird sorgfältig entworfen und ausgestaltet. Mit der Inneneinrichtung des Schauspielhauses der Münchner Kammerspiele gibt Richard Riemerschmied nicht nur sehr früh dem Münchner Jugendstil sein Gesicht, sondern er entwirft damit 1901 auch das erste Jugendstiltheater der Welt. 1912 bis 1924 leitet er die Kunstgewerbeschule in München (die 1946 in die Akademie eingegliedert wurde) und von 1926 bis 1931 die Kölner Werkschulen.

 

In ganz Europa berühmt wird er 1926, als er für den Sender »Deutsche Stunde in Bayern« ein Funkhaus baut: das erste Funkhaus Deutschlands, in dem heute der Bayerische Rundfunk residiert. Zukunftsweisend empört der moderne Bau mit Sichtbeton und Leuchtschrift anfangs manchen Kunstkritiker - als legendärer Riemerschmidbau steht er längst unter Denkmalschutz. Der gelernte Maler macht keinen Unterschied zwischen Kunst und Gebrauchsdesign. Mehr noch: Er setzt grundsätzlich auf eine Verbindung von Kunst und industrieller Produktion und so eine Revolution der Wohnkultur in Gang: »Was die Maschine erzeugt, muss nicht geschmacklos sein«, ist sein Credo und seine neuartigen Maschinenmöbel beweisen, wie Recht er hat. So wird Riemerschmid zum Wegbereiter der modernen Bewegung »Kunst und Handwerk«. Er gestaltet Möbel, Tapeten, Stoffe und Gegenstände aus Glas und Porzellan, sogar Spielzeug.

 

 

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