Familie Roth

Georg und Anna Roth gehören zu denjenigen Unternehmern in München, die in der sogenannten Gründerzeit des 19. Jahrhunderts mit der Ausbeutung von Lehmgründe reich werden. Mit dem Ankauf einer Ziegelei Im Jahr 1845 (Bogenhausen Hausnummer 82, später Denninger Weg 59) legen die beiden den Grundstock zu wirtschaftlicher Wohlhabenheit für sich und ihre Nachkommen. Ein Foto aus dem Jahr 1904 aus dem Familienbesitz der Familie Roth zeigt dies eindrücklich, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits das Ende der Ziegelproduktion für die Familie gekommen ist und das Gelände am Denninger Weg »abgeziegelt« worden war. Es zeigt eine Bogenhauser Jagdgesellschaft beim Grillen auf dem Roth'schen Besitz, Ziegeleibesitzer Friedrich Roth als Vierter von rechts stehend. Die Übernahme adeliger Privilegien spiegelt deutlich die Haltung der damaligen Unternehmer man war stolz auf das Erreichte und zählte sich zur gehobenen Schicht der Münchner Gesellschaft. Prompt wird dies von den Münchnern quittiert, die den neuen Geldadel spöttisch »Loambarone« nennt.

 

 

 

 

Das »Rothenziegeleianwesen« am Denninger Weg 59 wird verkauft (1884 bis 1925 im Besitz von Georg und Philomena Selmayr) und eine neue Ziegelei am Denninger Weg 86 (heute Grundstück an der Denninger Straße 120)  erworben, die im Jahr 1870 Friedrich Josef Roth übernimmt. Seine Witwe Josefa und ihre sieben Kinder erben den Besitz 1889. Drei Jahre später veräußern sie ihr Erbe an den Bogenhauser Ziegeleibesitzer Friedrich Roth (er hat noch eine weitere Ziegelei in Unterföhring, Münchner Straße 111), die Ziegeleigebäude am Denninger Weg sind inzwischen abgebrochen worden. Seit dem Ende der Ziegeleiproduktion um die Jahrhundertwende wird das Gelände dann wirtschaftlich anderweitig genutzt. Es befinden sich hier: die Steinfabrik Ulm AG (seit 1903), Lagerplätze der Münchner Gesellschaft für Beton und Mauerbau (seit 1913) und eine Fabrikanlage zur Kiessortierung- und zerkleinerung (1908 Friedrich Roth, ab 1915 seine Witwe Babette Roth, ab 1917 ihre Söhne Fritz und Adolf Roth). 

 

In den 1960er-Jahren wird auch das Kies- und Quetschwerk der Familie auf dem Areal des heutigen Denninger Angers unrentabel und der sportbegeisterte Enkel von Fritz Roth (verheiratet mit Barbara Hartl) und Erbe des Familienbesitzes Hans Roth (dem die Münchner übrigens ihre erste und einzige Skisprungschanze zu verdanken haben) entdeckt eine neue Geschäftsgrundlage: Sport für alle, ohne Bindung an einen Verein. Um seine Philosophie umzusetzen lässt er an der Denninger Straße eine Tennisanlage bauen und vermietete sie an die Firma Sport Scheck. Der »Rothof« (Denninger Straße 120) entsteht dann im Jahr 1983, mit dem Bau eines Hotels wird drei Jahre später begonnen.

 

 

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Abbildungen: 

oben: Familie Georg und Anna Roth vor ihrer Ziegelei in Bogenhausen Nr.82 (später Denninger Weg 59), Foto um 1850. Buchscan aus: "Dörfer auf dem Ziegelland", hrsg. von Roland Krack, München 2002.

Mitte: Bogenhauser Jagdgesellschaft im abgeziegelten Gelände südlich des Denninger Wegs, 1904. Um das ganze Bild zu sehen, bitte Foto anklicken. Hinter der Jagdgesellschaft sieht man das Gelände der in den 1950er Jahren gebauten "Parkstadt Bogenhausen". Am rechten Bildrand der ehemalige Bogenhauser Bürgermeister Josef Selmayr, Dritter von rechts Ziegeleibesitzer Franz Kaffl (mit Bart), dahinter Ziegeleibesitzer Friedrich Roth (stehend). Quelle: Familienarchiv Roth.