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Bogenhausen: Priel

 

 

 

 

Lage

Der wenig bekannte Ortsteil Priel in Bogenhausen liegt oberhalb des Herzogparks auf dem Isarhochufer. Das Gebiet ist mit einer Villenkolonie ("Am Priel-Hof") und mit Einfamilienhäusern (Gartenstadt Bogenhausen-Priel) bebaut. Am Ostrand des Priels befindet sich die Kleingartenanlage um den "Schlösselgarten". Zu den modernen Bebauungen des Priels zählt das Klinikum Bogenhausen und das Hügelhaus in der Titurelstraße. Das Altenheim an der Effnerstraße wurde 2007 abgerissen und soll durch einen Neubau ersetzt werden.

 

 

 

handschriftliche Lageskizze des Ortsteil "Priel" im Jahr 1986 von Heimatforscher Fritz Lutz

 

 

 

Name

Der Name "Priel" kommt vom althochdeutschen "bruil", was soviel heißt wie "mit Buschwerk bewachsene Wiese, auch Tiergarten oder Wildgehege". Er weist aber auch auf einen alten Königshof hin, in diesem Fall auf den Hof von Föhring. In der Nähe anderer Königspfalzen erhielten sich ebenfalls Ortsbezeichnungen, die auf einen vermutlich abgesonderten Wald für Edelwild hinweisen.

 

 

 

der Prielwald im Jahr 1716 zwischen den Dörfern Oberföhring (links) und Bogenhausen (rechts)

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Historie

Im Jahre 903 bekam Bischof Waldo von Freising von König Ludwig dem Kind das Gut "Küntal" geschenkt, das etwa auf dem Gebiet des heutigen St. Emmeram in Oberföhring stand. Zu diesem Hof gehörte auch der nahe Prielwald, ein ehemals locker bestandener Eichenmischwald, der sicherlich zu einem Waldgürtel gehörte, der sich von der Lehmzunge bei Föhring weiter nach Osten hin erstreckte. Als letzte Reste dieser Bewaldung kann heute der sogenannte Odins- oder Wotanshain angesehen werden. Jahrhundertelang markierte der Priel die Südgrenze des Hochstifts Freising und trennte die Machtbereiche der Kurfürsten von Bayern und der Freisinger Bischöfe. Mehrmals versuchten die bayerischen Herzöge den Priel einzutauschen, aber er blieb freisingisch - was Jäger aus München aber nicht abhielt, in dem Grenzwäldchen unerlaubt zu jagen. Grund für jahrhundertelange Auseinandersetzungen. Urkundlich zum ersten Mal genannt wird der "Prül" im Jahr 1305. Zwei Höfe mit dem Namen Prielhöfe ("Prvelhoef") sind schon 1288/1304 belegt. 

 

 

 

 

 

 

1715/16 bestand der Weiler Priel nur aus einer Ziegelei, der ersten des Münchner Nordostens. Sie gehörte zum Besitzstand des Kurfürsten Max Emanuel und lieferte - über einen "Canal auf die Ziegelhütten" - die Ziegelsteine zum Bau der Schleißheimer und Nymphenburger Schlossanlagen. Der Kanal begann etwa dort, wo heute der Brunnbach fließt. Nördlich von Freimann und südlich von Garching ist der Wasserweg heute noch zu sehen. 

 

Eine Votivtafel in der Englschalkinger Kirche St. Nikolaus zeigt ein französisches Reiterheer, wie es aus dem "Pruelwald" auf das Dorf zusprengt. Im Juni 1800/1801 hatten die Franzosen unter Führung Napoleons Bayern besetzt und die Höfe der Bauern gebrandschatzt, Frauen und Mädchen sowie die jungen Burschen und das Vieh versteckte man im Moos aus Angst vor Vergewaltigung, Zwangsrekrutierungen und Diebstahl.

 

 

 

 

 

 

Im Zuge der Säkularisation wurde das Hochstift Freising 1803 verweltlicht und seine Besitztümer veräußert. Auch der 250 Tagwerk große Prielwald wurde versteigert und innerhalb weniger Jahre abgeholzt. Ab 1810 begann hier in diesem Gebiet der Lehmabbau im größerem Umfang. Mehrere Ziegeleien mit Trockenstädeln und Öfen entstanden, aber auch Wohnhäuser. Der Weiler Priel, mit vormals drei Häusern, wuchs bis 1860 auf eine Ortschaft mit zwölf Hausnummern an - davon fünf Ziegeleien. Eine davon gehörte dem Münchner Architekturmaler Anton Höchl, der das vom Vater geerbte Wohnanwesen zu einer Künstlervilla ausbaute. Höchl bewirtete Künstler und Gäste aus dem gehobenen Bürgertum Münchens. Auch sein Nachbar, Herzog Max in Bayern, der sein Anwesen im angrenzenden Herzogpark hatte, zählte zu seinen Gästen. Heute ist die Stadt München Eigentümer und auf dem ehemaligen Höchlanwesen steht seit 1982 das Krankenhaus Bogenhausen - aber auch die beliebte Gaststätte "Schlösselgarten". Von ihrem Biergarten aus sieht man noch heute die als "Höchl-Schlössl" bekannte Villa.

 

 

 

Höchl-Schlössl

 

 

 

Nach Erschöpfung der Lehmvorräte im Gebiet des Priel wurden die Ziegeleien weiter nach Norden verlegt und hinterließen eine verwüstete Landschaft. Die Straßenbezeichnung "Am Priel" wurde 1955 umgeändert in "Oberföhringer Straße" und damit die letzte Erinnerung an die alte Flurbezeichnung getilgt, bis 1987 wenigstens zwei Ortsschilder mit der Aufschrift "Priel" beim Herkomerplatz und beim ehemaligen Zollhäusl in Höhe der Wahnfriedallee wieder aufgestellt wurden. Vom Lehmabbau zeugen heute noch die tiefgelegenen Gärten an der Oberföhringer Straße.

 

 

 

 

Zollhaus zwischen Oberföhring und Priel

 

 

 

An der Stelle der mittelalterlich-bäuerlichen Prielhöfe entstand in den 1930er Jahren die Villenkolonie "Am Priel-Hof" sowie das heute nicht mehr existierende Gasthaus "Priel-Hof" (heutige Oberföhringer Straße 42).

 

 

 

 

 

Abbildungen:

Der Wald im Odinshain und das Wotansdenkmal von Heinrich Natter, hpt © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V.

Lageskizze Priel, Fritz Lutz (1986)

Stimmungsvoller abendlicher Prielwald,  hpt © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V.

Ausschnitt aus einer Karte von Johann Jakob Löw, 1716, Hauptstaatsarchiv Plansammlung Nr. 668/V. Oberhalb des Priel-Waldes ist das Dorf Englschalking zu erkennen, unten fließt die mäandernde Isar. Die Grenze zwischen dem Hochstift Freising und dem Herzogtum Bayern verlief entlang des rechten Waldrandes.

Zeichnung Höchl-Schlössl © Karin Bernst, "Spaziergang durch den Münchner Nordosten", Kalender 2001.

ehemaliges Zollhaus, Oberföhringer Straße 57, links davon ist das Ortsschild "Priel" angebracht © dietlind pedarnig, 2008

 

 

 

 

 

  

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