Der Hausname »Beim Streicher« stammt von einem Vorbesitzer. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde der Hof vom Ridlerstift (Ridler-Regelhaus) leibrechtig an Balthasar Streicher verliehen. Mit dessen Säkularisation 1782 ging der Besitz an den deutschen Schulfond und damit an das Kurfürstliche Kastenamt über. Laut Kataster aus dem Jahr 1812 ist Franz Obermaier seit 1796 Besitzer des Hofes. Sein Sohn Franz Obermaier und dessen Braut Anna Maria Blumenreuther übernehmen das auf 21.800 Gulden gewertete Anwesen 1829. Mit der Übergabe löst Obermaier sein Holzgefährtgeld, Schwarwerk und Jagdscharwerk zum königlichen Rentamt ab. Seine jährlichen Abgaben belaufen sich noch auf 281 Gulden und 25 Kreuzer.

 

 

 

 

Der Besitz erstreckt sich auf über 430 Tagwerk Grund, das waren Äcker und Wiesen in Zamdorf, Bogenhausen, Kirchtrudering, Oberföhring, Ismaning, Aschheim, Baumkirchen und Wälder in Harthausen (bei Ebersberg) und Siegertsbrunn. Zum Haus gehörte außerdem ein ludeigenes Haus mit Nebengebäuden und ein Haus mit Ziegelstadel in Bogenhausen. Nach der Arrondierung 1849 besaß der »Streicher« 384 Tagwerk »inwärtig« und 25 Tagwerk »auswärtig«. Franz Obermaier heiratete 1846 seine zweite Frau, die Kotterbäuerin Maria Sedlmaier, die auch etliche Tagwerk Grund in Zamdorf in die Ehe mitbringt 1860 gehörten zum Hof circa 300 Tagwerk Grund. Nach seinem Tod erben die Witwe Maria und deren Kinder Franz, Therese, Kreszenz, Maria und Josef 1873 den Besitz im Wert von 77.644 Gulden. 

 

Schon ein Jahr später, 1874, wird ein erster Ringofen errichtet: der Ziegeleiboom der Gründerzeit in München erreicht auch den »Streicherhof« in Zamdorf. 1880 übernimmt der Sohn Josef Obermaier durch Kauf den Gesamtbesitz um 98.400 Mark. Er führt als gelernter Ziegelmeister die Ziegelei, die zu dieser Zeit schon aus zwei Ringöfen und drei Trockenstadeln besteht. Außerdem besitzt er noch die Ziegelei auf der Hausnummer 12 (Ziegelei des Maurerpoliers Heinrich Thom, Zamdorf). Das heute noch existierende Gebäude an der Eggenfeldener  Straße 54 errichtet Josef Obermaier 1881.

 

 

 

 

Die Ziegelproduktion am Streicherhof nimmt in den folgenden Jahren rapid zu und 1888 produziert man hier bereits zwei Millionen Ziegel pro Jahr. Im Jahr 1900 verzeichnen die Annalen 87 Ziegelarbeiter und 1904 werden zwei Unterkünftige für die italienischen »Ziegelpatscher« gebaut. Aber das »Gold« der Erde ist endlich und so nimmt auch beim Streicherbauern der Ziegelabbau ab der Jahrhundertwende beständig ab, 1905 beschäftigt man nur noch 25 Arbeiter. Folgerichtig tritt Josef Obermaier 1908 an die Eisenbahn 13.533 Hektar seines Grundes ab und erhält dafür eine Entschädigung von 218.515 Mark. Die Ziegelei aber hält sich noch bis ca. 1931.

 

 

 

 

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Literatur:

Fotos:

der historische Streicherhof © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V.

ganz unten: Streicherhof mit SZ-Verwaltungsgebäude; hpt © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V. (2013)