Etagenhaus
Mauerkircherstraße 24
Jugendstil um 1900
Mieter:
Annette Kolb, wohnhaft im Parterre.
Hugo Ball und Emmy Ball-Hennings (Winter 1921/1922)
Minna Blume Salinger geb. Friedlaender. Sie wurde am 14. November 1868 in Lötzen in Ostpreußen geboren. Ab 1896 war sie verheiratet mit Hugo Salinger. Bis zum 6. März 1907 wohnte Minna Salinger in Charlottenburg, wo sie am 4. August 1896 Hugo Salinger (1864-1937) heiratete und 1897, 1899 und 1903 drei Kinder zur Welt brachte. Mit Einverständnis ihres Mannes gab sie später eine falsche eidesstattliche Erklärung ab, ihre Tochter Edith sei das Kind eines „arischen Schauspielers“ und rettete ihr so das Leben. Vom 7. März 1907, wohl bis Ende 1914, lebte die gesamte Familie Salinger in Arnstadt in Thüringen. Dort gab es eine bedeutende jüdische Gemeinde, vermutlich waren berufliche Gründe des Ehemannes der Anlass für einen siebenjährigen Aufenthalt in der Stadt. Von 1915 bis nach November 1937 lebten sie in München in der Mauerkircherstraße 6/II, dann in der Mauerkircherstraße 24/0, jeweils mit Sohn Hermann (Provisionsvertreter in Handschuhen und Modeartikeln). Ehemann Hugo Salinger war Provisionsvertreter in Handschuhen sowie persönlich haftender Gesellschafter der Münchner Web-, Wirk- und Strickwaren KG Hugo Salinger & Co am Röcklplatz 2. Im Oktober 1937 wurde die Wohnung Mauerkircherstraße 24 aufgelöst; der Ehemann, der zwei Wochen später starb, war möglicherweise stationär untergebracht. Minna zog nach Berlin-Halensee und Sohn Hermann verzog am 15. Oktober innerhalb von München. Am 11. September 1942 wurde Minna Salinger von der Windscheidstraße 37 in Berlin gemeinsam mit insgesamt 108 Juden in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Die 74-Jährige galt laut Transportliste Nr. 62 als nicht arbeitsfähig, aber nicht gebrechlich. Vom 11. September 1942 bis 19. März 1943 lebte sie dort, am 19. März 1943 ist sie ums Leben gebracht worden. Ein 2015 verlegter Stolperstein erinnert an sie.
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Abbildung:
Mauerkircherstraße 24, Architektenskizze © privat
Literatur:
Emmy Ball-Hennings. Hugo Ball. Sein Leben in Briefen und Gedichten, Frankfurt am Main, 1997