»Haus im Sternenwinkel«

Possartstraße 35

 

Die wohlhabende Bremer Kaufmannstochter Erna Alexandra Wessels (geb. 1884) wollte gerne mit ihren Künstlerfreunden Jenny und Alfred von Bary in einem großen Haus gemeinsam wohnen. Man hatte sich 1912 kennengelernt, als Erna Plastiken von Jenny von Bary-Doussin erwerben wollte. Deshalb beauftragte die wohlhabende Gönnerin kurzerhand den Architekten J. Vollmann mit dem Bau einer imposanten Villa gleich neben dem damaligen Bogenhauser Atelierwohnhaus der Barys (Possartstraße 37), das diese gerade erst 1914 bezogen hatten. Im März 1914 reichte Vollmann die Pläne bei der Münchner Lokalbaukommission ein. Da die Königliche Sternwarte gegen das ursprünglich geplante Mansardendachgeschoss mit einer Firsthöhe von über 15 Metern Einspruch erhob, entschloss sich der Architekt zu einem Flachdach mit Attika-Aufbau. Während der Bauzeit befand sich Erna Wessels auf einer Weltreise und Alfred von Bary vertrat sie in allen geschäftlichen und planerischen Belangen. Immer wieder betonte er gegenüber der Lokalbaukommission, dass es sich beim geplanten Bau nicht um eine »ungesundes« Spekulationsobjekt handeln würde.

 

Als »Haus im Sternenwinkel« bezeichnete die Eigentümerin Erna Wessels liebevoll die 1915 bezugsfertig gestellte Villa und die Barys wohnten hier in einer abgeschlossenen Parterrewohnung bis zum frühen Tod von Jenny im Jahr 1922. Die Hoffnung von Erna Wessels nun den Platz als Ehefrau an der Seite von Alfred von Bary einnehmen zu können erfüllten sich nicht.

 

 

 

Literatur:

Gribl, Dorle: Prominenz in Bogenhausen. Villen und ihre berühmten Bewohner, München 2009, S. 21ff.

 

Abbildungen von oben nach unten:

Villa Possartstraße 35 (links) und Atelierwohnhaus Possartstraße 37, um 1914. Fotografie von Georg Pettendorfer © Stadtarchiv München, Sign. DE-1992-FS-NL-PETT1-2818