ehemaliges Postamt 61

Ostpreußenstraße 29 / Ostpreußenstraße 31

 

Vor der Eingemeindung der Gemeinde Daglfing nach München lag das nächste Postamt für die Bewohner seiner Ortsteile in der Ismaninger Straße in Bogenhausen. Die Postanschrift der Gemeinde lautete "Daglfing, Post München 27". Erst im Jahr 1935 wurde im Haus der Anna Müller in der Ostpreußenstraße 29 das Postamt 61 eingerichtet. Sie nahm schon beim Bau ihres Hauses auf die Bedürfnisse eines Postamts Rücksicht und musste sich gegenüber der Reichspost verpflichten, "zur Abwicklung der Dienstgeschäfte einen für diesen Zweck geeigneten Raum mit 40 Quadratmetern Bodenfläche und 110 Quadratmetern Luftinhalt sowie einen eigenen Abort für das Postpersonal und einen Kellerabteil für Heizmaterial zur Verfügung zu stellen."

 

Die Reichspost forderte im Dienstvertrag von der Posthalterin "den Einsatz der ganzen Kraft zur Verrichtung aller einschlägigen Dienstgeschäfte bei dieser Poststelle und die tägliche Reinigung derselben." Sie war verpflichtet, die für den Dienstraum erforderlichen Möbel und Ausstattungsgegenstände zur Verfügung zu stellen, das erforderliche Brennmaterial zur Beheizung der Diensträume zu liefern und die Kosten zu übernehmen, die durch die Beleuchtung, die Benützung oder sonstigen Beeinflussungen im Dienstraum und der Innenausstattung entstehen. Außerdem verlangte die Post die Lieferung des für den Dienstbetriebs erforderlichen Schreibmaterials. Die Post zahlte dafür 1948 ca. 220 DM monatlich.

 

Der sprunghaft anwachsende Postbetrieb wurde von der Posthalterin alleine und später zusätzlich durch ihre als Hilfskraft eingestellte Nichte bewältigt. Den Zustelldienst erledigte sechsmal wöchentlich weiterhin das Postamt 27 durch Zusteller mit dem Fahrrad. Pakete stellte das Postamt 8 am Ostbahnhof per Kraftwagen zu. Fräulein Anna Müller kündigte mit 58 Jahren das Arbeitsverhältnis aus gesundheitlichen Gründen. Nach ihrer Kündigung am 1. Dezember 1949 wurde die Poststelle 61 in ein Zweigpostamt umgewandelt, dem zwei Postbeamte des mittleren Betriebsdienstes und fünf Kräfte des unteren (Zustell-)Dienstes zugeteilt wurden. Ab 1. Dezember 1949 übernahm das Postamt 61 vom Postamt 27 die Briefzustellung für Denning, Englschalking und Johanneskirchen, jedoch nicht für Daglfing und Zamdorf. Die Paketzustellung blieb beim Postamt 8 am Ostbahnhof.

 

Nach gescheiterten Bestrebungen in den 1950er-Jahren, in Johanneskirchen und Englschalking ein Postamt einzurichten, wurde das Postamt 61 am 15. Januar 1958 in der Ostpreußenstraße 31, zwei Häuser neben der alten Poststelle, vergrößert. Statt beim bis dahin beim hier untergebrachten Bäcker Steidle ihr Brot zu kaufen, konnten die Denninger ab jetzt Briefe stempeln lassen. Das Gebäude in der Ostpreußenstraße 29 wurde für Mietwohnungen verwendet, zeitweise war hier auch das Tagescafé und Bar »Frank's Kitchen« Pächter im Erdgeschoss. Es hat im Jahr 2013 seine Pforten geschlossen und einen Neustart als »James«, Biergarten, Lounge, Bar, direkt an der S-Bahnhaltestelle Daglfing, gewagt, die ehemaligen Gasträume an der Ostpreußenstraße 29 wurden als Wohnung vermietet.

 

 

 

 

Allmählich überflügelte das ehemalige Zweigstellenpostamt die Bogenhauser Post an Bedeutung. Am 15. November 1967 kam es dann doch zur Einrichtung des Postamts in Englschalking. Mit Schaffung des Zustellpostamts 81 in der Meistersingerstraße (2013 Abriss des Gebäudes) wurde das Postamt München 61 in der Ostpreußenstraße in ein Annahme-Postamt mit der Bezeichnung 813 umgewandelt. Im Januar 1994 wurde das Denninger Postamt in der Ostpreußenstraße 31 geschlossen und es zogen verschiedene Geschäfte in die Räumlichkeiten ein: ein Reisebüro, ein Buchladen und andere. Stand 2013 beherbergt es ein Fitnessstudio.

 

 

 

 

 

 

 

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