1895 erwarb Matthias Kampitsch die Gaststätte »Zum alten Wirt«. Nach seinem Tod 1901 stellte seine 46-jährige Witwe, Helena Kampitsch, eine geboren Wolfram aus Poing, ein Konzessionsgesuch zur Weiterführung der Wirtschaft. Schon ein Jahr später verheiratete sie sich mit dem fast 14 Jahre jüngeren Sandgrubenpächter Johann Sagmeister (geb. 1869). Nachdem Helene Sagmeister verstarb, lebte Sagmeister im »Konkubinat«, also unverheiratet, mit der 24 Jahre jüngeren Emma Irl zusammen. Auf Veranlassung des Vaters von Emma, Thomas Irl, kam es deshalb im Oktober 1914 zur Aufnahme eines Protokolls bei der Gendarmeriestation seiner Heimatgemeinde. Irl brachte vor:

 

»Meine Tochter Emma Irl 21 Jahre alt, hat zuletzt bei einer Fabrikbesitzerswitwe namens Babette Roth Denningerstraße circa 2 Jahre lang als Haus- und Küchenmagd gedient. Ein Gastwirt namens Johann Sagmeister in Zamdorf wandte alle Mittel an, meine Tochter als Haushälterin zu gewinnen. Bei einem Besuch meinerseits im November 1913 spiegelte er mir in seinem Gasthaus vor, er möchte meine Tochter Emma heiraten und bat mich die Genehmigung zu erteilen. Ich gab eine schriftliche Erklärung ab, daß ich einverstanden bin und sandte ihr den von der Gemeinde Helchenbach ausgestellten Heiratsschein nebst den übrigen notwendigen Schriftstücken. Ich war aber mehr als enttäuscht als ich am 26.9.1914 durch einen dortigen Amtsrichter dahin verständigt wurde, daß meine Tochter Emma vor circa 6 Wochen ein außereheliches Kind geboren hat.«

 

So kam es 1914 zu einer Anzeige gegen Johann Sagmeister wegen Konkubinats und Heiratsschwindel. Daraufhin wurden die beiden durch den zuständigen Gendarmen verhört. Emma gab zu Protokoll, dass ihr Vater die Anzeige nur gemacht habe, weil sie nicht vor ihrer Entbindung nach Hause gekommen sei. Sie war noch immer der festen Meinung, dass Sagmeister, wenn er seine Vermögensverhältnisse geklärt hat und nach Beendigung des Krieges, sie ganz bestimmt heiraten wird. Weiter gab sie an, dass sie zwar einen gemeinschaftlichen Haushalt führten, aber kein Zusammenleben in außerehelicher Geschlechtsverbindung. Emma und ihr Kind bewohnten ein Zimmer im Erdgeschoss, während ihr Bräutigam im ersten Stock sein Zimmer habe. Auch von Heiratsbetrug seitens ihres Geliebten könnte nicht die Rede sein. Sagmeister äußerte sich im Polizeiprotokoll ähnlich wie seine Braut. Erst wenn er die Vermögensverhältnisse seines Anwesens mit den Miterben den zwei Kindern seiner verstorbenen Frau geklärt hätte, könne er sein versprechen einlösen. Der Gendarm stellt noch fest, dass die beiden »Konkumbenten« tatsächlich in getrennten Zimmern wohnten und dass außer dem Vater sonst niemand an ihrem Zusammenleben Ärgernis genommen habe.

 

Im Februar 1916 stellten die Behörden fest, dass Emma Irl, nachdem Sagmeister im Felde stehe, im Gasthaus wohne und dasselbe führe. Im Juli 1916 heirateten die beiden und gaben ein Jahr später die Wirtschaft auf. Die Gastwirtschaft der Sagmeisters war bereits 1906 als ein »altes, baulich herabgekommenes Straßenwirtshaus, mit großer Unreinlichkeit im Betriebe, schmutzigen Fußböden, von Rauch geschwärzter Küche, Abort in schlechtester Verfassung, desgleichen die Fremdenzimmer, Nebenzimmer ganz verwahrlost, desgleichen der Tanzsaal« beschrieben worden.

 

Zum 1. Januar 1918 übernahm Ludwig Wolfram, vermutlich der Sohn von Helena Sagmeister, die Gaststätte. Das Gebäude war auch damals in keinem guten Zustand, es gab nicht einmal fließend Wasser. Wie lange die Wirtschaft noch in Betrieb war kann durch die Quellen nicht belegt werden. Anna und Ludwig Wolfram führten die Gaststätte bis 1953.

 

 

1970er-Jahre

 

 

2013 mit dem Kilometerstein

 

 

2015

 

 

 

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