Wenn man sich den um die St. Georgskirche herumgruppierten Gebäuden zuwendet, begibt man sich gleichsam auf einen historischen Spaziergang durch die Geschichte Bogenhausens: südlich der Kirche lag das einstige Schlösschen Neuberghausen, das sich vom Edelsitz im 17. Jahrhundert zu einer florierenden Ausflugsgaststätte in der Biedermeierzeit wandelte und schließlich einer "Königlichen Relictenanstalt für Beamtentöchter" weichen musste. Die Bomben des Zweiten Weltkriegs haben dieses Gebäude zerstört und heute steht hier ein Bau des Architekten Paul Schmitthenner, in den erst kürzlich eine Schule eingezogen ist. Damit setzt sich hier am Areal eine Tradition fort, denn schon Ende des 19. Jahrhunderts, gingen die Bogenhauser Kinder hier oben, in einem neu errichteten Gebäude zur Schule (Bogenhauser Kirchplatz 3). Daran hat sich bis heute nichts geändert, nur sind es jetzt Jugendliche, die in einem neuen Schulbau auf das Berufsleben vorbereitet werden. Am östlichen Ende der Neuberghauser Straße lassen dann die stattliche Künstler-Villa von Friedrich Lauer und der malerische Fachwerkerker der Wulffen/Schuster-Villa die Epoche der Prinzregentenzeit wach werden, in der ein stolzes Unternehmertum zu Ansehen und Geld kam und es sich leisten konnte, seine Wohnhäuser prächtig auszugestalten und das Künstlertum zu fördern.

 

Überblick über die (historischen) Gebäude des Bogenhauser Kirchplatzes und der Neuberghauser Straße im Stadtteil Neuberghausen in Bogenhausen:

 

Katholische Pfarrkirche St. Georg, ehemalige Dorfkirche Bogenhausens, erbaut 1766 bis 1771 aus dem weiteren Umkreis Johann Michael Fischers, mit spätgotischem Chor und hohem Turm; mit Rokoko-Innenausstattung und mit vollständig ummauerten Friedhof (Bogenhauser Kirchplatz 1).

 

Pfarrhaus der St. Georgskirche, westlich von ihr liegend, in der Neuberghauser Straße 9; barockes Satteldachbau, bezogen 1705; mit Garten am Hang. Das Pfarrhaus war das Münchner Zentrum des konservativen, christlich motivierten Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Das bekannteste Mitglied dieser Gruppe war Jesuitenpater Alfred Delp, dessen Denkmal von Klaus Backmund dem Pfarrhaus gegenüber liegt. Daran schließen sich die "Königswiese" und die Maximiliansanlagen an.

 

ehemaligen Rokokoschlösschen Neuberghausen (auch Hompeschschlössl), das dem ehemaligen Gemeindegebiet um die St. Georgskirche seinen Namen Neuberghausen gab. 1862 abgebrochen; auf dem Grundstück im gleichen Jahr Errichtung der "Königlichen Versorgungsanstalt für Beamtentöchter"; im Zweiten Weltkrieg schwer bei einem Bombenangriff getroffen und abgerissen; 1956 Errichtung eines Neubaus nach Plänen von Paul Schmitthenner, durch den damaligen Grundstückseigentümer, die Frankona Rück- und Mitversicherungs-Aktiengesellschaft;  (Maria-Theresia-Straße 35, rückseitiger Eingang liegt am Bogenhauser Kirchplatz).

 

Gemeindehaus (Armen- und Leichenhaus, Aufbewahrung von Feuerwehrrequisiten und Kinderbewahranstalt), aus dem Jahr 1871 (Bogenhauser Kirchplatz 2 und 2a); existiert nicht mehr.

 

ehemaliges Bogenhauser Schulhaus mit Standesamtlokal, erbaut 1874/75 (Bogenhauser Kirchplatz 3) und neuer Kleinkinderbewahranstalt (Bogenhauser Kirchplatz 4), 1892. Am 2. / 3. Oktober 1943 durch Bomben total zerstört. 1955 Ankauf des Ruinengrundstücks Bogenhauser Kirchplatz 6 durch die Stadt München und Erstellung eines Neubaus für die "Fachakademie für Sozialpädagogik". Ab 1984 Städtische Berufsschule Bogenhausen. 2006 Vergrößerungsmaßnahmen in Höhe von 1 Million Euro. Heute "Städtische Berufsschule zur Berufsvorbereitung". Auf dem Nachbargrundstück steht die

 

Lauer-Villa, erbaut 1912, Neuberghauser Straße 11, sie bildet den östlichen Abschluss des Ensembles. Heute "Städtische Sing- und Musikschule" und Kindertagesstätte.

 

An der Ecke Möhlstraße / Neuberghauser Straße findet sich die Villa Wulffen/Schuster, eine der frühesten Villenbauten des Ende des 19. Jahrhunderts hier errichteten neuen Quartiers nach Plänen von Jakob Möhl.

 

 

<< zurück zum Textanfang