Es war Dr. Dr. Franz Xaver Zahnbrecher, der Initiator der nach ihm benannten ersten Siedlung in Johanneskirchen (»Zahnbrechersiedlung«, 1. Mai 1933 Grundsteinlegung), der im Oktober 1932 erste Versuche unternahm, auch das Gelände der heutigen Gartenstadt Johanneskirchen, die 41,2 Tagwerk große Pfarrwiese auch Nagerlwiese genannt von der Kirchenpfründe St. Lorenz (Oberföhring) zu erwerben. Der Kirchengrund sollte als zweite Siedlung in Johanneskirchen mit 90 bis 120 Siedlerstellen bebaut werden. Die Grundstücksgröße pro Haus war mit 1150 qm angesetzt. Keine Erwerbslosen, sondern vor allem »Beamte und Pensionisten, also gute Pfarrkinder« sollten hier wohnen.

 

Wäre dieser Kauf oder auch Tausch mit der Kirchenpfründe zustande gekommen, so hätte man auch ein paar Tagwerk für den Bau einer Kirche mit Pfarrhof und Schule eingeplant. Als ersten Kaufpreis bot Dr. Zahnbrecher 560 Mark pro Tagwerk, also 20% weniger als für die erste Siedlung, mit dem Argument, dass die Pfarrwiese noch feuchter sei.

 

Im Juni 1933 genehmigte die Regierung von Oberbayern mit Einverständnis der kirchlichen Oberbehörde unter gewissen Bedingungen die zweite Siedlung: so standen nur noch 36 Tagwerk für die Siedlung zur Verfügung, ca. 5 Tagwerk waren für eine Hauptstraße reserviert. Der Kaufpreis wurde auf 800 Mark pro Tagwerk vereinbart und eine Teilfläche von 2 Tagwerk musste unentgeltlich für einen späteren Kirchenbauplatz an die Pfarrpfründestiftung abgetreten werden. Sollte die Siedlung nicht zustande kommen, stand der Pfründestiftung das Recht zu, die Grundstücke zurückzunehmen.

 

Die Pfarrwiese war zu der Zeit an einen Schäfer verpachtet und dieser beschwerte dich im September 1933 bei der Pfründe, dass Fahr- und Fußwege angelegt wurden, ein Fußballspielplatz errichtet wurde und auf dem Gelände exerziert wurde.

 

Aus nicht mehr eindeutig zu klärenden Gründen wurde der Bau der zweiten Siedlung nicht mehr verwirklicht: sei es, dass es an der Finanzierung scheiterte, oder weil Zahnbrecher mit der Siedlungsgenossenschaft München-Johanneskirchen, einer »Ein- und Verkaufsgenossenschaft« der ersten Siedlung, Schwierigkeiten bekommen hatte.

 

Erst ab 1983 entstand auf dem Gelände neben der alten Siedlung die Gartenstadt Johanneskirchen. Die Pfarrpfründestiftung St. Lorenz stellte den Grund im Erbbaurecht zu günstigen Konditionen zur Verfügung. Möglich gemacht wurde das Projekt durch das Wohnraumbeschaffungsprogramm der Landeshauptstadt München, initiiert durch den damaligen Oberbürgermeister Erich Kiesl. Die Bayerische Grundstücksverwertung übernahm die Trägerschaft. Die Auswahl der Bewerber für die verschiedenen Objekte, zum Beispiel 6 behindertengerechte Einfamilienhäuser, 16 Doppelhaushälften, Reihenhäuser in Sparbauweise und Reihenhäuser mit Einliegerwohnung für das Programm »Senioren im Familienverband« erfolgte nach bestimmten Kriterien.

 

Die Grundsteinlegung fand im Februar 1983, das Richtfest am 24. Oktober 1983 statt. Der erste Bauabschnitt mit 379 Wohneinheiten war im Jahre 1984 bezugsfertig. Der zweite Bauabschnitt bestand aus 114 Wohneinheiten und dem Einkaufszentrum mit zwei Arztpraxen. Die Fertigstellung war 1985. Der dritte und letzte Bauabschnitt, der nicht mehr auf Oberföhringer Kirchengrund lag, umfasste 22 Reihenhäuser und einen Wohnblock mit Mietwohnungen. Bezogen wurden diese Häuser (deren Grundstücke nicht mehr im Erbbaurecht vergeben, sondern als Eigentum erworben werden mussten) im Jahr 1986.

 

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Text: Karin Bernst, in: "Stadtteilspaziergang durch den Münchner Nordosten", Kalender 2005.

Abbildungen:

Zeichnung: Karin Bernst, "In der Gartenstadt Johanneskirchen, Am Eschbichl, 1989.

historisches Foto: © verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V.