Gasthof »Neu-Zamdorf«

Rappelhofstraße 4

 

Der alte Gasthof an der heutigen Rappelhofstraße (frühere Adresse Riemer Straße 144) im Ortsteil Zamdorf besteht seit 1899. Zamdorf, damals zur Gemeinde Berg am Laim gehörig, bestand um 1900 aus einem Ortskern mit vier Bauernhöfen und dem Neubaugebiet »Neu-Zamdorf«. Der Baumeister Sebastian Maier errichtete hier im neuen »Gewerbegebiet« von Zamdorf um 1896 ein Wohnhaus nebst Stallung und einer Dampfschneidesäge. Um die circa 40 bis 45 bei ihm beschäftigten Arbeiter, Tagelöhner und Dienstboten und die Gewerbs- und Geschäftsleute mit Getränken und Essen zu versorgen, stellte Maier ein Gesuch zum Betrieb einer Kantine. Begründet wurde der Antrag damit, dass durch das tägliche Bierholen sehr viel Arbeitszeit verloren geht. Die vorläufigen Räumlichkeiten der Kantine, eine Holzhütte, wollte man später als Schreinerwerkstätte nutzen. Um seinem Konzessionsgesuch Nachdruck zu verleihen, schaltete Sebastian Maier im Oktober 1896 sogar einen Anwalt ein. Inzwischen betrieb Maier einen Flaschenbierhandel, dessen Umsatz 200 Liter täglich ausmachte. 1897 erhielt der Pächter Paul Humpelmayer die Konzession für den Betrieb der neuen Schankwirtschaft.

 

Die Pächter wechselten circa alle drei Jahre. Ab 1907 erhielt der neue Besitzer Xaver Zacherl auch die Erlaubnis zur Fremdenbeherbergung. Die zur Wirtschaft gehörige Kegelbahn nutzte die Zimmerstutzen-Schützengesellschaft »Schützenlust-Neu-Zamdorf« zeitweilig für einen Schießstand. 1929 ersuchte man nach bald 30 Jahren um eine nachträgliche Genehmigung dafür. 1913 verwendete man die Kegelbahn als Schlafstätte für die 15 Arbeiter aus Rosenheim, die bei den Unterführungsarbeiten der damaligen Wasserburger Staatsstraße beschäftigt waren.

 

 

 

 

Die Aktien-Gesellschaft Hackerbräu, die seit 1910 das Nießbrauchrecht an der Gaststätte besaß, verpachtete diese ab Februar an Max Strehle. Die Gaststätte befand sich in einem allgemein guten Zustand, einige bauliche Auflagen an Küche, Pissoir und Abort sollten aber erfüllt werden. Einige Fremdenzimmer vermietet der Pächter Strehle an »Dauergäste«. so auch an seinen Schwager, den Bruder seiner Ehefrau. 1911 kam es dann zu einer Anzeige an das Bezirksamt in München durch einen weiteren Mieter, dem Möbelschreiner Anton Prugger. Er beschwerte sich darüber, dass der Wirt seinem Schwager das »das öffentliche Fremdenzimmer in Ärgernis erregender Weise zum Verkehr mit Weibern« überlassen hat. Ein Beamter der Polizeistation von Berg am Laim wurde aufgefordert nachzuforschen und Bericht zu erstatten. Der Schwager Fröhler wurde mehrmals dabei beobachtet, dass er eine fremde Frauensperson mit ins Zimmer nahm. Fröhler musste daraufhin ausziehen. Andere Bewohner nahmen keinen Anstoß, nur die Pruggers, die zu der Zeit mit den Strehles verfeindet waren. Anton Prugger, dem die Wohnung gekündigt wurde, beschuldigte den Strehle noch mit weiteren falschen Anschuldigungen, die aber laut Gendarm nicht haltbar waren.

 

 

 

 

Anfang der 1930er-Jahre verkaufte die Hackerbrauerei die Wirtschaft. Josef Sellmaier. der frühere Wirt in Daglfing, pachtete den Gasthof für ein Jahr, dann folgten weitere Pächter. Im Telefonbuch von 1996 findet sich unter der Adresse Rappelhofstraße 4 noch der Eintrag »Gaststätte Neu-Zamdorf«, irgendwann zwischen 1996 und 1998 muss dann die Umbenennung in »Hacker-Stub'n« erfolgt sein. 1999 hieß die Wirtschaft »Taverna Meteora«, mindestens ab 2002 »Restaurant Poseidon« (mit griechischer Küche) und seit etwa 2012 nennt sich die Gaststätte »Restaurant Irodion«.

 

 

 

 

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