1965 verkaufte die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Bayern  das Anwesen für ca. 700.000 DM an den Generalkonsul Edgar Heckelmann. Er beantragte sofort eine Abbruchgenehmigung. Der für den Immobilienbesitzer arbeitenden Architekt und Karikaturist Ernst Maria Lang attestierte der Villa Hausschwamm und Mauersalpeter und arbeitete bereits Pläne für einen Neubau auf dem wertvollen Grundstück nach dem Abriss der Künstlervilla aus. Die Abrissgenehmigung wurde jedoch von der Stadt München abgelehnt - bei einem weiteren Objekt Heckelmanns, der nahe gelegenen Villa Oberkamp in der Möhlstraße 44, erfolgte dies übrigens nicht und die Biedermeier-Villa wurde 1964 planiert und durch einen Wohnblock ersetzt.

 

Bis 1969 zogen die letzten Mieter (in der Mehrzahl Künstelrinnen und Künstler, unter ihnen auch der Bildhauer Rolf Nida-Rümelin) aus und das Haus verfiel rapide. Im selben Jahr erwarb die Raulino Treuhand- und Verwaltungs AG den Besitz für 1,6 Millionen DM und konnte zunächst eine Abbruchgenehmigung vor Gericht erstreiten. Doch nach einem vier Jahre dauernden Rechtsstreit gelang es der Stadt München, das Anwesen unter Denkmalschutz zu stellen (1. Oktober 1973). Sie kaufte die Villa im Oktober 1974 für ca. 2,5 Millionen DM aus den Mitteln des Bayerischen Denkmalschutzfonds. Die Schwierigkeiten der Stadt München diese bedeutsame Künstlervilla vor dem Abriss zu retten, trugen zur Novellierung des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes wesentlich bei (Gedenktafel im Inneren der Villa).

 

 

 

 

Mit einem Kostenaufwand von weiteren 2,4 Millionen DM wurde die Künstlervilla für den Einzug der Monacensia, dem Literaturarchiv der Stadt München, umgebaut, renoviert und in die Ausstattung investiert, die eigens auf die Monacensia-Sammlung zugeschnitten wurde. Ab 1984 kam die Diskussion über einen Umzug der Monacensia in den Gasteig auf. Julian Nida-Rümelin, der in dem Haus aufgewachsen ist, setzte sich für die Nutzung als Künstlerhaus ein. Er schrieb: "In ein Künstlerhaus mit fünf Ateliers gehören Bildhauer, Maler, Musiker, aber keine Bücher." Ein Stadtratsbeschluss im April 1986 setzte dem Tauziehen ein Ende und die Monacensia-Sammlung verblieb in den Räumen des Hildebrandhauses.

 

Heute stehen hier das Literaturarchiv und die Bibliothek der Monacensia, als Institut der Münchner Stadtbibliothek, der Öffentlichkeit zur Verfügung. Als literarisches Gedächtnis der Stadt München erforscht die Monacensia die regionale Kulturgeschichte und präsentiert ihre wertvollen Ergebnisse in Publikationen, Ausstellungen und Veranstaltungen.

 

 

 

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Literatur:

Enno Burmeister und Christine Hoh-Slodczyk (Hg.): "Das Hildebrandhaus in München. Seine Erbauer - seine Bewohner", München 1981.

Christiane Kuller, Maximilian Schreiber: "Das Hildebrandhaus. Eine Münchner Künstlervilla und ihre Bewohner in der Zeit des Nationalsozialismus", München 2006.

 Willibald Karl (Hrsg.): "Bogenhausen. Vom bäuerlichen Pfarrdorf zum noblen Stadtteil", München 1992.

Fotos von oben nach unten:

Hildebrandhaus mit 1911 angefügtem Ateliertrakt an der Siebertstraße © dietlind pedarnig (2008)

Relief unter dem Balkon zur Gartenseite © dietlind pedarnig (2007)

Bronzefigur vor dem Atelier des Hildebrandhauses in der Siebertstraße hpt © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V. (2007)