Ehemaliges Kriegsgefangenenlager

(Lohengrinstraße)

 

1938 wurden die zwischen Effner-, Lohengrin- und An der Salzbrücke gelegenen Grundstücke samt der darauf stehenden ehemaligen Ziegelei von Paul Sedlmair an das Deutsche Reich (Reichsfiskus - Luftfahrt verkauft. Die Lagerhallen der bereits 1934 still gelegten Ziegelei wurden zu Wohnzwecken umgebaut und weitere Baracken aufgestellt. Sie dienten später zur Unterbringung von Kriegsgefangenen.

 

 

 

 

1943 bezog die Kriegsgefangenen-Bau-Arbeitskompanie 3, Braunschweig, das Gefangenenlager Oberföhring mit einem Aufnahmevermögen von 300 bis 450 Personen. Das Dachdecker-Bataillon V, 1. Kompanie mit 133 Personen traf im Oktober 1943 ein, davon wurden 62 ein Jahr später im Oktober 1944 nach Nürnberg abgezogen. Bei den Kriegsgefangenen handelte es sich laut Erzählungen um Franzosen. Im Sommer 1943 stellten die rund 21 000 Kriegsgefangenen im Arbeitsamtsbezirk München mehr als ein Viertel der ausländischen Bevölkerung. Für die Münchner Wirtschaft bildeten sie ein begehrtes Arbeitskräftepotential. Die Arbeitsbereitschaft gerade der französischen Gefangenen war, wie die meisten Arbeitgeber übereinstimmend berichteten, anfänglich außerordentlich hoch.

 

Nach der Beschlagnahmung aller militärischen Gebäude durch die Amerikaner 1945 wurden die Baracken des Arbeitslagers für einige Monate als Arresträume genutzt, danach wurden dort Flüchtlinge untergebracht. Vor allem kinderreiche Familien erhielten ein provisorisches Zuhause, darunter auch viele evangelische Zuzügler - die erste zahlenmäßig bedeutende evangelische Gemeinde in Oberföhring. In einer alten Baracke fand ab dem Jahr 1955 Religionsunterricht für die evangelischen Kinder statt. Das Lager wurde ab dem Jahr 1957 aufgelöst.

 

 

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Quellen: 

"Das Zwangsarbeiterlager an der Lohengrinstraße", in: Der Bürgerpark Oberföhring, Verlag NordOstKultur München, 2004.

Zur "Zwangsarbeit in München": "Ort und Erinnerung. Nationalsozialismus in München", hrsg. von Winfried Nerdinger, 2006

 

Fotos:

oben: An der Salzbrücke, ehemals Gelände der Ziegelei Sedlmair, Oberföhring, hpt © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V., 2008

unten: Arbeitskompanie beim Freilegen der Heizkanalwände, März 1940. Quelle s.o.