Villa

Maria-Theresia-Straße 20 

 

Die laut dem Bayerischen Amt für Denkmalpflege vom Oberpfälzer Architekt Adolf Ziebland 1893 bis 1894 erbaute Villa im Neurenaissance-Stil wurde im Laufe der Zeit architektonisch vereinfach. 1932 erwarb der Arminen-Heimverein Grundstück und Gebäude, das 1933 nach einigen Umbaumaßnahmen von der pflichtschlagenden, farbentragenden Studentenverbindung Arminia bezogen wurde. 1848 gegründet, ist sie die zweitälteste Burschenschaft Münchens trägt heute die Farben Schwarz-Rot-Gold und eine weinrote Tellermütze. Ihr Wahlspruch ist »Ehre, Freiheit, Vaterland«.  Zusammen mit anderen Studenten beteiligten sich die Arminen 1919 an den Kämpfen der Freikorps gegen die Münchner Räterepublik. Ihre ablehnende Haltung gegenüber der Weimarer Republik blieb in den 20er-Jahren bestehen, gleichzeitig entstand innerhalb der Burschenschaft eine erregte Antisemitismusdebatte 

 

 

Von li. n. re.: Maria-Theresia-Straße 21, 20 und 19, 1926

 

 

Um einem Verbot durch die Hitler-Regierung zu entgehen, lösten sich die Deutsche Burschenschaft und ihre Mitgliedsbünder im Oktober 1935 selbst auf. Der Arminenheim-Verein blieb als eingetragener Verein und juristischer Eigentümer des Hauses in der Maria-Theresia-Straße bestehen. Die Villa wurde im Wintersemester 1937/38 der Kameradschaft Albert Leo Schlageter des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB) zur Verfügung gestellt, mit der die Alten Herren der Arminia im Juli 1938 gemeinsam das 90. Stiftungsfest begingen. Die meisten der Arminen (insgesamt 235) traten der Altherrenschaft der Kameradschaft bei, womit die Gleichschaltung der Arminia vollzogen war. Im Oktober 1943 beschädigten Bomben die Villa, im Juli 1944 wurde sie bei einem zweiten Angriff fast völlig zerstört: Brandbomben hatten den holzvertäfelten Innenbereich in Flammen gesetzt.

 

Am 19. Februar 1949, ihrem Gründungsdatum, wurde die Burschenschaft Arminia offiziell wieder eröffnet. 1952 baute man in Zusammenarbeit und in Cofinanzierung mit der Burschenschaft der Babenbergia die Hausruine wieder auf und nutzten das Gebäude danach gemeinsam für die Verbindungszwecke (Bibliothek, Besprechungszimmer, Festsaal). 1968 wurde ein Studentenwohnheim als separater Neubau im Garten des Anwesens an der Stelle des alten Kutscherhauses errichtet und 1967 eingeweiht. Am 16. Juli 1977 wurden die Fusion der Burschenschaft Arminia und der 1886/87 an der Ludwig-Maximilians-Universität gründeten Rhenania zur Vereinigung der Münchener Burschenschaft Arminia-Rhenania vollzogen. 1999 zog die Burschenschaft Babenbergia aus und der Arminen-Rhenanen-Heimverein e.V. erwarb den jetzt frei gewordenen ersten Stock. Dieser wurde zur Nutzung für Büros umgebaut und in der Folge vermietet.

 

 

 

 

Schaukasten vor der Villa

 

 

2010 wurde die Arminia-Rhenania vom Burschentag zur Vorsitzenden Burschenschaft des Dachverbands »Deutsche Burschenschaft« (Zusammenschluss von 1300 studentischen Aktiven und mehr als 10.000 sogenannten Alten Herren in rund 120 Mitgliedsbünden) im Geschäftsjahr 2011 gewählt. Im Anschluss an den Skandal um den sogenannten Ariernachweis im Jahr 2011, rückte die »Deutsche Burschenschaft« 2012 noch weiter nach rechts und viele national-liberale Burschenschaften traten in der Folge aus. So verließ 2013 auch die Arminia-Rhenania die »Deutsche Burschenschaft«, da sie »keine Chance mehr erkannte, ihre Vorstellungen von liberaler burschenschaftlicher Arbeit zu verwirklichen« und »eine weitere Radikalisierung« nicht mitzutragen bereit sei. In Jena am 3. Oktober 2016 war die Arminia-Rhenania Gründungsmitglied des neuen Korporationsverbandes »Allgemeine Deutsche Burschenschaf«. Die Arminia-Rhenania hat nach wie vor im Parterre der Villa in der Maria-Theresia-Straße 20 ihren Sitz.

 

 

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Quelle:

Hans-Georg Balder: Die Deutsche(n) Burschenschaft(en). Ihre Darstellung in Einzelchroniken, Hilden 2005, S. 312–314, 328–330.

 

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