Villa um 1905 und 1997 nach vereinfachter Wiederherstellung (mouse-over)

 

 

Villa Schneider / Finck

Möhlstraße 27

 

Die Villa des Rentiers Karl Schneider (1902 bis 1903 von Architekt Max Littmann bzw. Heilmann & Littmann erbaut) war das architektonische Schmuckstück einer Jugendstilparaphrase einer italienischen Renaissancevilla mit breitem dekorativen Stuckfries, erlesenen Schmiedearbeiten (Spalier, Balkone, Fenster, Zaun und Tor zur Straße) und zierlichen Steinmetzarbeiten am Eingang (Schmuckvasenaufsätze) sowie proportionierten Sprossenfenstern. Sie entstand im gleiche  Zeitraum wie der »Lindenhof«, Littmanns eigene malerische Villa, nur wenige hundert Meter entfernt, in der Höchstraße 4. Auch die Innendekorationen wurden von den Architekten übernommen, unterstützt von den Architekten Erich Goebel, Adrian Albecht, Reisinger und Hoeßlin.

 

Bei Renovierungsmaßnahmen der Villa in der Nachkriegszeit wurde deren Fassade »geglättet« und sowohl die Außenbemalung des Dekorations- und Kunstmalers  Julius Mössel (18711957) als auch  alle anderen Stuck- und Zierelemente entfernt. Alte Reste des Gartengitters wurden am Eingangstor nachempfunden. Beim Überfahren des Fotos mit dem Mouse-Zeiger ist die vereinfachte Wiederherstellung der Villa in der Nachkriegszeit erkennbar.

 

Ab 1928 gehörte die Villa dem Industriellen, Bankier und Großgrundbesitzer Baron August von Finck (18981980). Er war einer der reichsten und damit einflussreichsten Männer in Deutschland und gehörte zu den ersten Bewunderern Adolf Hitlers. Mit seiner damaligen Privatbank »Merck Finck & Co« »arisierte« er zahlreiche jüdische Banken, unter anderem »J. Dreyfus & Co.« aus Berlin sowie »Rothschild«. Finck war auch Vorsitzender des Vorstands des Hauses der Deutschen Kunst, dessen Finanzierung er organisiert hatte. Am 27. Dezember 1948 stufte ihn eine Spruchkammer in die Gruppe IV der »Mitläufer« ein und verurteilte ihn zur Zahlung eines Sühnebeitrags von DM 2000. Bereits 1951 war er in der Münchner Rückversicherung wieder stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates, sein Grundbesitz wurde 1970 auf 4.000 Hektar geschätzt. Die Villa ist Stand 2007 im Besitz der Familie von Finck.

 

 

 

>> mehr zur Möhlstraße 27

<< zurück zur Möhlstraße

 

 

 

Textquellen: 

Karl, Scola: Die Möhlstraße, 1998.

Weyerer: München 19331949, 2006.

 

Abbildungen:

oben: Mouse-over-Effekt (bitte mit der Mouse über das Bild fahren): die Villa Schneider 1905 und nach der Renovierung 1997; Quelle: Buchscan aus: Karl, Möhlstraße, 1998.

unten: In einer erneuten Umbaumaßnahme nach 1997 wurde der halbrunde Erker an der Möhlstraßenseite aufgestockt  und bis ganz zur Dachtraufe hochgezogen, so dass er jetzt bis zum venezianischen Dreiecksgiebel reicht © dietlind pedarnig, 2008.