Die Musterbauten in der Prinzregentenstraße geben eine ungefähre Vorstellung von der Bebauung der geplanten "Neuen Südstadt". Der Entwurf stammt von Fritz Norkauer, Herbert Landauer und Walter Kratz. Die ca. 165 Meter lange Straßenfront zeigt mit dem erhöhten Erdgeschoss, den drei durch Sohlbänder ausgezeichneten Obergeschossen und dem schmucklosen vierten Obergeschoss die Fassadenstruktur der Südstadt-Häuser. Die Geschosshöhe beträgt 3,10 Meter bis 3,23 Meter. Nach den Planungen entstanden insgesamt 164 Wohnungen. Davon errichtete die Bayerische Versicherungskammer auf ihrem Gelände 78 Wohneinheiten. 86 Wohneinheiten, die Musterbauten, wurden auf Kosten des "Zweckverbandes Südstadt" gebaut. Die Gesamtkosten, veranschlagt mit ca. 1,7 Millionen Reichsmark, finanzierte man vorerst aus dem Sonderhaushalt "Ersatzwohnungsbau".

 

 

Lageplan der "Neuen Südstadt"

 

 

Bei den Häusern in der Prinzregentenstraße erprobte man erstmals die Verbindung von Luftschutzhochbunkern mit Wohnbauten. Das Ideal war der Luftschutzraum für jede Wohnung, der in Friedenszeiten als Speisekammer genutzt werden konnte. An den drei Enden der Wohnblöcke ist heute noch ein quadratischer Eckhausbunker mit einem Fassungsvermögen von 200 bis 250 Personen zu sehen. An der Ecke Bruckner- / Zaubzerstraße befindet sich der dritte Hochbunker. Der Schutzraum konnte konnte jeweils von einer Wohnung aus über einen abgewinkelten Splitterschutz und eine Gasschleuse betreten werden. Im Untergeschoss befanden sich Aborte, ein Waschraum und ein Gemeinschaftsraum. Eine Wendeltreppe verbindet die einzelnen Geschosse des Turmes miteinander. Rund 40 Hochbunker wurden ab 1941 im ganzen Stadtgebiet errichtet. Sie suggerierten den Münchnern eine  Sicherheit und "Bunkergeborgenheit", die es in der Realität niemals gegeben hat. Was man erreichte, war eine ständige Kriegsbereitschaft, die durch die sichtbar herausgestellte Bunkerarchitektur unterstrichen wurde. Die geplante Südstadt, die aus einer endlosen Abfolge dieser bunkergeschützten Wohnblöcke bestanden hätte, wurde nie ausgeführt.

 

 

 

 

1992 hat man die Hochbunker "entwidmet". Im Bunker an der Ecke Prinzregentenstraße / Wilhelm-Tell-Straße befindet sich zum Beispiel heute die Galerie Kunstbunker Tumulka

 

 

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Textquelle: Karin Bernst, "Ein Spaziergang durch den Münchner Nordosten", Kalender 2007

Foto Vorderseite: hpt © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V.

Abbildung unten: Modell eines Wohnblocks mit integrierten Bunker an der Prinzregentenstraße. Die Wohngebäude entstanden im Rahmen der Baumaßnahmen zur "Hauptstadt der Bewegung". Stadtarchiv München.