Bayern war ein kohlearmes Land, das nur zu gerne den Anfang des 20. Jahrhunderts einsetzenden Siegeszug der Elektrizität fortsetzte. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg gab es Pläne, das Gefälle der Isar zwischen München und Moosburg für die Stromerzeugung zu nutzen. 1921 wurde dann die Betriebsgesellschaft "Mittlere Isar AG" gegründet, zeitgleich mit der "Walchenseewerk AG". Hauptaktionär war der Bayerische Staat, geschäftsführender Direktor Wasserkraftfachmann Theodor Rümelin, der mit dem Projekt zur Errichtung der Wasserkrafttreppe "Mittleren Isar" betraut wurde. 

 

 

Bis zu 8100 Arbeiter waren 1921 bis 1929 mit dem Bau der gesamten Anlagen beschäftigt. Sie bestehen aus einem 54 Kilometer langen Werkkanal, dem sogenannten Mittleren Isarkanal, der das Isarwasser beginnend am Oberföhringer Einlaufwehr in südöstlicher Richtung ableitet und erst bei Moosburg, am Uppenbornkraftwerk 1 der Münchner Stadtwerke, wieder in das natürliche Flussbett zurückführt. Entlang dieses Kanals befinden sich die Kraftwerke in Finsing, Aufkirchen, Eitting und Pfrombach sowie ein später (1950) erbautes Zwischenkraftwerk am Speichersee. 

 

Die erzeugte elektrische Energie der Mittleren Isar wird drehstromseitig in die 20 kV und 110 kV Netze der E.ON Bayern AG (vormals Bayernwerk AG) bzw. der Stadtwerke München geliefert. Einphasenseitig wird die in den Kraftwerken Aufkirchen, Eitting und Pfrombach erzeugte elektrische Energie in das 110 kV Netz der Deutschen Bundesbahn geliefert.

 

 

 

Am Oberföhringer Stauwehr - das kein Kraftwerk sondern eine Flussweiche ist - werden die Fluten der Isar bis auf eine Tiefe von 6 Meter zu einer Art »Stausee« aufgestaut und ihr Wasser in den Werkkanal abgeleitet. Das hat zur Folge, dass der Mittlere Isarkanal immer konstant die gleiche Menge Wasser erhält. Die Stauwehranlage selbst besteht aus vier Doppelschützen von je 17 Metern Breite und dem Kanaleinlauf mit Schützen von je 5,5 Metern Breite. Die Gesamtweite beträgt 78,5 Meter. Acht Spülkanäle unter den Kanaleinlaufschützen führen das Geschiebe ins Unterwasser ab.

 

 

 

 

Die Ausleitungsmenge in den Werkkanal betrug bis zum Jahr 2007 maximal 150 m3 / sec, wobei ganzjährlich 15 m3 / sec. im Jahresmittel in der Isar verblieben. Diese 15 m3 / sec. bedeuteten einen jährlichen Erzeugungsverlust in Höhe von 79.300 MWh, was dem Verbrauch einer mittleren Kleinstadt mit ca. 15.000 Einwohnern entsprach. Aus diesem Grund erhielt die E.ON Wasserkraftwerk GmbH vom Freistaat Bayern den Auftrag, ein neues, ökologischeres Wasserkraftwerk zu konzeptionieren, bei dem der Mindestwasserabfluss je nach Jahreszeit von vorher 5 bis 8 Kubikmeter auf 11 bis 21 Kubikmeter pro Sekunde erhöht werden sollte. Der Spatenstich zum neuen Wasserkraftwerk erfolgte am 9. Juli 2007. Gleichzeitig wird auch das landschaftliche Umfeld des Stauwehrs neu ausgestaltet.

 

 

 

 

Seit 2012 gibt es hier eine Fischtreppe. Über 100 Jahre war das Oberföhringer Wehr ein unüberwindbares Hindernis für Fische, die zur Paarungszeit isaraufwärts zu ihren Laichgewässern wandern wollten. Mit der Anlage (Kosten 1,5 Millionen Euro) wurde ein Meilenstein auf dem Weg zur Verbesserung des ökologischen Gleichgewichts der Oberen Isar gesetzt. Über das fast 200 Meter lange, 10 Meter hohe Bauwerk, wurde eine Aufstiegshilfe geschaffen, die die große Bandbreite der ökologischen Ansprüche von verschiedenen Fischarten und Gewässer-Organismen vorbildlich abdecken kann. Sowohl die stattlichen »Donaulachse«, wie die Huchen oft genannt werden, als auch Nasen, Äschen und andere Fische können über die Aufstiegsanlage endlich wieder in die Obere Isar gelangen. Eine »Lockströmung« weist den Weg zur Fischtreppe.

 

 

 

 

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Literatur: 

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