"Beim Pfleger" ("Pschorrhof" / "Denninger Hof")

Ostpreußenstraße 2

 

Der "Pflegerhof" gehörte laut den ältesten Steuerbüchern von 1612, 1671 und 1721 zum Püttrich-Regelhaus, einem Frauenkloster in München, Ecke Residenz-/Perusastraße. Im Jahr 1760 war das Denninger Anwesen Teil der Grundherrschaft des Klosters Ettal. 1847 erwarb der Ökonom und Kaffetier Anton Kiechle aus München den "Pflegerhof" und meldete 1873 in Denning einen Bierausschank an. 1867 errichtete Kiechle ein neues Wohnhaus, verkaufte aber 1875 das gesamte Anwesen samt Bierwirtschaft an Josef und Karoline Grundler aus Zamdorf. Das Ehepaar hatte aber etwas gewinnträchtigeres als das Führen einer Bauernschaft oder einer Gaststätte im Sinn, sie wollten in das gerade boomende Geschäft mit den Ziegeln einsteigen und errichteten daher auf dem Grundstück einen Doppelbrennofen zur Erstellung von Ziegeln. Noch im selben Jahr produzierten sie 500.000 Ziegel. Nach dem Tod von Josef Grundler übernahmen sein Sohn Michael und dessen Braut Katharina Kick die Ziegelei (1880) und erweiterte die Anlage um einen Ringofen. 1889 brannte man in der Ziegelei auf dem Pflegerhof 1,2 Millionen Ziegel jährlich. 1890 wurde das Anwesen "Beim Pfleger" (HsNo. 1 und HsNo. 2) verkauft und die Ziegelei zu HsNo. 9 (ehemals Denninger Straße 224, Besitzer Georg und Leokacia Grundler) transferiert. Sieben Jahre später erfolgte der Abbruch dieser Ziegelei. 1903 erwarb die Bierbrauerfammilie Pschorr, Georg, Theodor, August und Josef Pschorr, um 250.000 Mark den gesamten Besitz. Es ist anzunehmen, dass die Firma Pschorr das landwirtschaftliche Anwesen mit der Bezeichnung "Pschorrhof" hauptsächlich als Bauernhof nutzte.

 

Am 25. April 1944 schlugen Brandbomben der Alliierten in die Gebäude des damaligen Besitzers Anton Wirth ein und zerstörten den Dachstuhl des Getreidestadels. Nach 1945 begann man mit Instandsetzungsmaßnahmen. Dem "Omnibusbetriebsinhaber" und Mitbesitzer Fritz Vonderstraß wurde ab 1949 stets widerruflich genehmigt, im wiederaufgebauten Stadel die für die Anbindung von Englschalking, Daglfing und der Siedlung Johanneskirchen an die Innenstadt wichtigen Omnibusse unterzustellen. Das Projekt, in den vorhandenen Stadel ein Lichtspieltheater einzubauen, von Fritz Vonderstraß 1950 beantragt, wurde wieder fallengelassen. Statt eines Kinos wollte man dann durch den Umbau der Stallungen eine Wirtschaft und im Obergeschoss drei bis vier neue Wohnungen schaffen. Ab 1951 gibt es hier dann auch für ein paar Jahre ein Gasthaus, den "Denninger Hof". Eröffnet wurde er mit einer großen Bauernhochzeit der Wirtin. Das war ein besonderes Ereignis für die Denninger, als der große Festzug mit Musik und allem "Brimborium", sich von der Kirche kommend auf der Ostpreußenstraße auf den Weg zum "Denninger Hof" machte, wie sich eine alteingesessene Denningerin erinnert. Dort wurde dann in einem Saal gefeiert, in dem auch immer samstags zum Tanz aufgespielt wurde.

 

Der ehemalige "Pflegerhof" / "Pschorrhof" / "Denninger Hof", in dessen Nebengebäuden (in der Kurve zum Bauern Obermaier,  HsNr. 4) während der Nachkriegszeit für einige Jahre verschiedene Werkstätten untergebracht waren, wurde um 1968 komplett abgerissen, weil er der geraden Verlängerung der Ostpreußenstraße im Wege stand. Gleichzeitig trug man zur Errichtung der neuen Kreuzung das hohe Niveau der Friedrich-Eckart-Straße ab, um es so auf gleiche Höhe zur Ostpreußenstraße zu bringen. An der Stelle des ehemaligen Bauernhofs "beim Pfleger" stehen heute die Wohnhäuser der Friedrich-Eckart-Straße und ein kleines Café ("Backträume") sorgt sogar wieder für das gesellige Leben der Denninger.

 

 

 

 

 

 

 

 

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Foto:

An der Stelle des "Pflegerhofs" steht heute ein großer Wohnkomplex und dominiert die Kreuzung Ostpreußenstraße / Denninger Straße. © dietlind pedarnig, 2013

"Unser Dorf soll schöner werden": Kommunalwahlkampf an der Ecke Denninger / Ostpreußenstraße im März 2014 © Stefan Ober 2014