ehemaliger »Poschwirt«

Hoyerweg 11

 

Noch heute kann man auf dem Grundstück Hoyerweg 9a die alten Kastanienbäume und die frühere Tanzfläche der ehemaligen Wirtschaft in der Johanneskirchner Zahnbrechersiedlung erkennen. In den Planungen der Siedlung  von 1933 war auch der Bau eines Cafés am Rondell und einer Wirtschaft zwischen dem ersten und zweitem Bauabschnitt enthalten. Die Wirtschaft, an der Apenrader Straße geplant, wurde nicht realisiert. Der Metzger Hans Posch, der vorher die Kantine des Arbeitsdienstes an der Rambaldistraße betreut hatte, erhielt als erster Besitzer – daher auch der Name »Poschwirt«, im Januar 1934 die nötige Schankkonzession für die Wirtschaft am Hoyerweg 11. Am 15. Februar 1934 wurde der »Poschwirt« eröffnet.

 

Am 15. Januar 1940 erhielt Katharina Gruber eine vorläufige Erlaubnis zum Betrieb der »Poschwirtschaft«. Laut Akten ging der Bierverbrauch zurück, da Posch bei einem teil der Siedler nichtbeliebt war. Da aber gegen Katharina Gruber und ihr Ehemann Franz Gruber mehrere Strafverfahren im Gange waren, wurde ihnen das Gewerbe wieder entzogen. Hans Posch hatte seinen Besitz an den Münchner Bäcker Franz Hörner verkauft. Dieser erwarb die Wirtschaft als Geldanlage und um sie seinem Neffen Hermann Hörner, ebenfalls Bäcker, als Lebensgrundlage zur Verfügung zu stellen. Die Wirtschaft stand dann aber unter Zwangsverwaltung der Spaten-Franziskaner-Leistbräu A.G., denn Franz Hörner kaufte das Anwesen wohl aufgrund  »unwahrer Angaben« weit über Wert. Nach einer Entscheidung der Prüfungsstelle hätte Posch das Anwesen zurücknehmen müssen. Da dieser aber nicht in der Lage war, den bezahlten Kaufpreis zurückzubezahlen, konnte der Kauf nicht mehr rückgängig gemacht werden. Aus einem Brief, den Franz Hörner schrieb, um die notwendige Konzession für seinen Neffen zu erhalten, erfährt man über die Siedlung:

 

»Die Bewohner sind nicht sehr mit Glücksgütern belastet, andernfalls würden sie nicht im Ismaninger Moos fernab von jeder besseren Verkehrsgelegenheit gesiedelt haben ... Die Wirtschaft vollständig zu schließen ... ist nicht einzusehen und auch warum dort nicht Flaschenbier verkauft werden darf ... ob es zu verantworten ist, das man überall im Deutschen Reiche Bier trinkt während die Siedler in Johanneskirchen nur zum Trinken von Ismaninger Mooswasser verurteilt werden sollen.«

 

Der »Poschwirt«, seit 1944 im Besitz eines Herrn Beutler, öffnete im Oktober 1945, wieder. Hermann Hörner und Rosa Riegler hatten im April 1943 geheiratet und hatten zwei Kinder. Eine Lizenz zum Betrieb einer Gastwirtschaft erhielt Hermann Hörner dann im März 1946. Im gleichen Jahr reichte er die Scheidungsklage ein und ein Jahr später wurde festgestellt: »Die Eheleute haben noch ein gemeinsames Schlafzimmer und verprügeln sich von Zeit zu Zeit.« Um seine Schankerlaubnis auch weiterhin aufrecht zu erhalten, legte Hermann Hörner im April 1947 dem Gewerbeamt eine Unterschriftenliste vor, aber zum größten Teil vom minderjährigen Tanzpublikum, wohnhaft in den nahegelegenen Baracken. Das ugeteilte Kontingent an Bier verkaufte Hörner größtenteils am Samstag bei Tanzveranstaltungen und Theateraufführungen, sodass die Siedler tagsüber kein Bier erhielten. Im September 1947 wurde ein Erlaubnisentziehungsverfahren eingeleitet, und bald darauf zog Hörner aus er Siedlung Johanneskirchen weg.

 

Im Oktober 1949 kaufte der Metzger Leyerseder den »Poschwirt« und meldete 1950 eine Gastwirtschaft und Metzgerei beim Gewerbeamt an. 1953 verpachtete er die Wirtschaft, die danach noch bis zum Jahr 1977 in Betrieb war.

 

 

>> zum Überblick »Gastswirtschaften« im Münchner Nordosten