Zeitzeugenbericht zu den »Quetsch'n« von Ilse Feldmann:

 

„Einen ganz besonderen Reiz für uns Kinder hatten die großen Kiesgruben. Nachdem die Grundeigner den Lehm in ihren Ziegeleien verarbeitet hatten, bauten sie häufig den darunter liegenden Schotter ab. Am Rande einer dieser Kiesgruben stand ein staubiges, graues Haus mit zwei Fensterlöchern: das Quetschwerk, im Volksmund »Quetsch'n« genannt. Die vollen, auf Gleisen fahrenden Rollwagen wurden vom Grund der Grube aus wie von unsichtbarer Hand hinaufgezogen und verschwanden in einer Öffnung. Nach einem kreischenden Kippgeräusch kamen sie zum anderen Loch wieder heraus und rollten auf ihrem Geleise wieder in die Grube. Im Quetschwerk wurden die groben Steine zu Kies und Sand zermahlen und danach in Lastwagen auf staubigen Straßen wegbefördert. Im Maschinenbereich war der »Zutritt strengstens untersagt«, was aber die Buben immer wieder zu mutigen Vorstößen anspornte. Die Gruben wurden mit der zeit immer größer und die stillgelegten Teile waren bald ein Eldorado für die Jugend. Hier wuchsen Weidenbüsche und mannshohe Huflattichdickichte. Es gab dunkelgrüne, tiefe Wasserlöcher und zahlreiche, halb verlandete Tümpel. Die großen Buben bauten sich aus alten Brettern Flöße und ruderten waghalsig ins »Tiefe« hinein. Im Winter waren hier wilde Eislaufpartien im Gange und die Rollwagenbahn diente jetzt als Schlittenabfahrt. Ganz mutige Schiläufer stürzten sich die die Steilhänge hinab. Welche Grube der jeweilige Treffpunkt war, ob Rattenhuber-, Roth- oder ReischIgrube, das vollzog sich nach einem nicht zu ergründenden Plan.“

 

 

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Quelle:

Willibald Karl (Hg.): Dörfer auf dem Ziegelland, München 2002.