Die Häuser wurden in Fachwerkbauweise gebaut, d.h. es wurde ein tragendes Holzskelett aufgestellt und mit Hohlblocksteinen ausgemauert. Die Decke im Obergeschoss war eine Holzbalkendecke, die Außenseiten beim Stall bestanden aus einer Holzschalung. Die übrigen Außenwände wurden verputzt und weiß gestrichen. Die Häuser schloss man gleich an das städtisches Wasserleitungsnetz an, eine Abwasserkanalisation erfolgte erst in den Jahren 1971 bis 1975. Die Siedleranwärter setzte man zum Bau als Hilfskräfte ein. Sie wurden den Baufirmen zugeteilt und mussten ihre Mindestarbeitszeit von ca. 1600 Stunden im Wert von 500 Reichsmark ableisten. Während der Bauzeit verloste man die einzelne Häuser an die Siedler. Konnte ein Siedler seinen Verpflichtungen, wie zum Beispiel die Entrichtung des Pachtzinses, nicht nachkommen so konnte ihm gekündigt werden. Die Verwaltung der Siedlung übernahm die Gemeinnützige Reichskleinsiedlungsgenossenschaft München-Zamdorfer Straße e.G.m.b.H. Nach der Übergabe der Siedlerstelle hatten die Bewohner am 1. Werktag eines jeden Monats einen Pachtzins von 4 Reichsmark zu zahlen, ab dem Januar 1934 kam der Hypothekenzins dazu. Die Erhebung der Gebühren für Wasser und Strom lief ebenfalls über die Genossenschaft. Im August 1935 übertrug die Stadtverwaltung die Trägerschaft der Siedlung an die GWG (heute Gemeinnützige Wohnstätten- und Siedlungsgesellschaft m.b.H. München) um sich mit den Arbeiten für die Verwaltung nicht weiter zu belasten.

 

Von der sparsamen Bauweisen der Zamdorfer Kleinsiedlung, ohne Wirtschaftsraum mit Waschküche und im Haus eingebautem Stall, kam man bei den später geplanten Siedlungen ab. Schon im September 1936 war es nötig, nachträglich Belüftungseinrichtungen in die Häuser einzubauen. Durch falsche Behandlungsweise, "weil die Siedlerfrauen in der kleinen Wohnküche waschen, Wäsche trocknen und Futter kochen mussten", traten erste Schäden an der Fachwerkkonstruktion auf.

 

1942 lebten in der Siedlung 578 Personen in 130 Haushalten. Mehrere Häuser wurden bis Ende des Zweiten Weltkriegs beschädigt oder total zerstört. Bis zum Jahre 1960 gingen die Siedlerstellen in das uneingeschränkte Eigentum der Bewohner über.

 

 

 

 

Im Jahr 1953 wurde die Kriegsopfer-Gedenkstätte an der Moselstraße eingeweiht, auf der die Namen von 47 im 2. Weltkrieg 1939 - 1945 gefallenen, vermissten oder verunglückten Siedler eingraviert sind.

 

 

 

 

 

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Text: 

Karin Bernst, "Ein Spaziergang durch den Münchner Nordosten", Kalender 2002

Fotos von oben nach unten: 

Haus der "Reichskleinsiedlung" im Fachwerkbau © roland krack, NordOstKulturverein e.V., 2007.

Siedler und Bauarbeiter vor einem fertiggestellten Haus 1934. Quelle: Buchscan aus der Festschrift "70 Jahre Siedlung München-Steinhausen", München 2002.

Titelblatt der Festschrift "40 Jahre Siedlung Steinhausen", Mai 1972.

Die Kriegsopfer-Gedenkstätte an der Moselstraße, Siedlung Steinhausen. Quelle: hpt © NordOstKulturverein e.V., 2007.