Schon im Jahr 1911 fand die Gründung des Kirchenbauvereins statt, um für die Errichtung einer neuen Pfarrkirche Geld zu beschaffen. Erst im Februar 1922 konnte der Bauplatz gekauft werden. Als Bauherr trat Kardinal von Faulhaber an den Orden der Franziskaner heran, da dieser »Verbindungen in der ganzen katholischen Welt hat«. 1925 konnte der Bau durch die erbrachten Spendengelder und Zuschüsse nach Plänen des Architekten Eduard Herbert und Otho Orlando Kurz beginnen. Im Zusammenhang mit der Kirche war auch die Errichtung eines Klostergebäudes für den Konvent der Franziskaner notwendig geworden. Dazu kamen besondere liturgische Räume in der Kirche, wie die des Mönchchores und einer Ordensgruft.

 

 

Verkündigungsgruppe am Hauptportal (Erwin Kurz)

 

 

Die Architekten wählten für den Bau eine künstlerische Form in Anlehnung an die altchristliche Kirchenkunst, die sich besonders in Ravenna im 5. und 6. Jahrhundert entfaltete. So hat der 45 Meter hohe Turm die Form eines italienischen Campanile erhalten. Die stilisierte, neonazarenische Verkündigungsgruppe aus hellem Stein an der Hauptfassade stammt von Prof. Erwin Kurz, dem Vater des Architekten Otho Orlando Kurz. Der Kirchenpatron Gabriel, in dreifacher Größe dargestellt, schwebt herab zu Maria, um die frohe Botschaft zu verkünden.

 

Unter der achteckigen Taufkapelle an der Nordwestecke der Kirche liegt die Ordensgruft. Im Presbyterium (Chor-Altarraum), welcher achteckig über die Firstlinie aufstieg, befand sich ein Sternengewölbe. Diese Kuppel, der Chor, die Sakristei und die Mesnerwohnung wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört, die Kuppel danach nicht mehr aufgebaut. Die Obergaden-Fresken des Künstlers  Friedrich Cothe-Orla blieben erhalten.

 

 

 

 

Am 31. Oktober 1926 konnte Kardinal von Faulhaber St. Gabriel weihen. Die Erstausstattung erfolgte in den Jahren danach. Bei den Restaurierungen nach dem Zweiten Weltkrieg hat man auf die Herstellung des ursprünglichen Zustands verzichtet. Die zentrale Altaranlage mit Ambo, Lesepult, Sedilien und Leuchtern aus dem Jahre 1980 schuf der Bildhauer Max Faller. Die Kanzel, die Chorstühle und die zwei Seitenaltäre entfernte man, der frühere Hochaltar befindet sich noch in der Apsis. Von der ersten Ausstattung sind noch die beiden Chorbogenaltäre erhalten geblieben. Die etwa lebensgroßen Figuren (Maria und Josef) stammen aus dem Jahr 1931und stehen vor teppichartigen Mosaikfeldern. Das Mosaik des Marienaltars stellt die fünf Geheimnisse des freudensreichen Rosenkranzes dar (Verkündigung, Heimsuchung, Christi Geburt, Darbringung im Tempel, Maria findet den zwölfjährigen Jesus im Tempel wieder). Der heilige Josef mit dem Jesusknaben und dem Modell von St. Gabriel in der Hand steht vor Darstellungen aus seinem Leben. Der Antonius-Altar von 1939/40 im südlichen Querhaus und der gegenüberliegende Franziskus-Altar von 1957 stammen vom Bildhauer Roland Friederichsen. Im Eingangsbereich des Gemeindesaals  von St. Gabriel (Braystraße) befindet sich ein großes Bronzerelief von Klaus Backmund, das verschiedene biblische Themen aufgreift.

 

 

 

 

An der Nordseite des Gebäudes, parallel zur Prinzregentenstraße, befindet sich eine imposante Schauseite, mit einer Treppenanlage zu einem Seitenportal, dessen wuchtige Bronzedoppelflügel von Franz Ragaller stammen. Beherrscht wird der Bereich von der lebensgroßen Pfeilerfigur des Heiligen Franziskus des Bildhauers Prof. Josef Henselmann aus Muschelkalk, geschaffen 1929 und damit also ein Frühwerk des Künstlers. Seine erhobene Hand weist auf die vier Evangelien hin, die in runden Steinplatten über dem Portal gehauen sind. Henselmann hatte mit der Ausgestaltung des Portals einen öffentlichen Wettbewerb der Kirchenverwaltung gewonnen und konnte mit diesem Auftrag seinen Aufstieg als Bildhauer für christliche Kunst beginnen.

 

Leider hat der Zahn der Zeit oder besser die Autoabgase der vielbefahrenen Prinzregentenstraße der Skulptur schon sehr zugesetzt und die eingearbeiteten feinen Gesichtszüge des Heiligen sind fast nicht mehr zu erkennen. Im Sinne der St. Gabrielskirche als großer »Volkskirche«, die der franziskanischen Idee folgt, weist der Ordensheilige nach oben auf die Symbole der Evangelisten und auf die lateinische Inschrift »Quicumque hanc regulam secuti fuerint, pax super illos« (»Friede all denen, die dieser Regel nachfolgen«) St. Gabriel wird heute von kroatischen Franziskanern betreut.

 

 

 

 

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