Jenny von Bary-Doussin (18741922)

 

Die Tochter des aus Frankreich stammenden Mühlen- und Fabrikbesitzers  Étienne Doussin und seiner Frau Jenny, geb. Lattermann, einer gebürtigen Berlinerin, wurde 1874 in Bunzlau/Schlesien geboren. Dort war ihr Vater zu Landbesitz gekommen. Sie machte im Alter von 39 Jahren ihr Interesse für Bildhauerei zum Beruf und betrieb - als Autodidaktin, die nie eine Akademie besucht hatte - ab 1903 ein Atelier in Dresden, wo sie hauptsächlich Porträt- und Tierbildnisse modellierte. In München, wo sie auf Ausstellungen im Glasplast ihre Werke verkaufte, lernte sie ihren späteren Mann, den Kammersänger und Neurologen Dr. Alfred von Bary kennen. 1909 heirateten die beiden und Jenny stellte ihre künstlerische Karriere zurück, bis die drei Söhne aus der ersten Ehe des Kammersängers aus dem Kleinkindalter waren. Dann übersiedelte das Paar 1913 nach München, wo Jenny ein Atelier in der Schwabinger Hohenzollerstraße eröffnete. In einer Werkschau zeigte sie dem Münchner Publikum eine große Anzahl ihrer Werke und erzielte mit diesen sensationelle Erfolge. Zu den Besuchern des Ateliers zählten unter anderem Mitglieder aus dem Hause Wittelsbach oder der Maler Franz von Defregger.

 

Der Erfolg der Werkschau bewog das Ehepaar, noch im gleichen Jahr in Bogenhausen ein Grundstück zu erwerben und sich vom Thüringer Architekten Paul Böhmer einen Atelierneubau in der Possartstraße 37 errichten zu lassen. Bereits 1914 konnten die beiden das großzügig über zwei Stockwerke reichende Atelier und die Wohnräume beziehen. Bereits ein halbes Jahr später übersiedelten die beiden Künstler in die von Alfreds Gönnerin Erna Wessels errichtete großzügige Villa daneben (Possartstraße 35). In der Parterrewohnung lebten sie bis zum frühen Tod von Jenny im Alter von 48 Jahren 1922.

 

Neben zahlreichen Kleinplastiken gehören zu den bekanntesten Arbeiten von Jenny von Bary-Doussin die Büste von Ludwig II. (Aula Ludwig-Maximilians-Universität München), eine Richard-Wagner-Büste für das Hoftheater in Gera sowie Büsten des Dirigenten Bruno Walter und des Generaldirektors Ernst von Schuch. Oft saß ihr auch Ehemann Alfred Modell, so etwa als schlafender Thannhäuser.