König Ludwig III. von Bayern (18451921)

 

Nicht wenige glauben heute, Bayerns Monarchie sei schon mit dem Prinzregenten Luitpold  (oder gar mit dem theaterreifen Tod von Ludwig II., dem fast gleichaltrigen Vetter Ludwigs III.) an ihr Ende gekommen: Zu kurz war die Regierungszeit des dritten Ludwig, um der Geschichte seinen Stempel aufzudrücken: Als der älteste Sohn des Prinzregenten Luitpold am 5. November 1913 zum König ausgerufen wurde, blieben ihm fast auf den Tag genau sechs Jahre Regierungszeit, bevor ihn die Revolution 1918 aus München vertrieb. Zu unauffällig auch war die Erscheinung des letzten gekrönten Wittelsbachers, dessen Herrschaft schließlich in wenig mehr als Kriegsdienst und der Erinnerung an »bayrischere« Zeiten bestand.

 

 

 

»Wir sind keine Vasallen, keine Untertanen des Deutschen Kaisers, sondern dessen Verbündete«: Ludwig III. war außer sich, als 1896 in Moskau der Bruder des Kaisers und die »Fürstlichkeiten in seinem Gefolge« begrüßt wurden: Die preußische Kugel, die ihm im preußisch-österreichischen Krieg von 1866 ins Bein gefahren war, bereitete ihm lebenslange Seelenpein; seine Vorliebe für das dann schnöde aus dem Reich entfernte Austria kompensierte er zwei Jahre später durch die demonstrative Hochzeit mit der österreichischen Erzherzogin Marie-Therese.

 

 

Von der Eigenständigkeit Bayerns im Deutschen Reich, von der der Prinz unbeirrt ausging, war seit der Reichsgründung 1871 außer der Kulturhoheit und ein paar »Reservatrechten« wie der Post, der Staatsbahn und dem Oberbefehl über das bayerische Heer in Friedenszeiten nicht mehr viel geblieben. Bayern wurde zunehmend von Berlin aus regiert, auch wenn die Auswirkungen sich erst später leidvoll zeigen sollten.

 

 

Wäre es nach ihm gegangen, hätte der bescheidene, tief gläubige und wenig charismatische Prinz das Land nicht regiert, sondern gepflügt. An der Münchner Universität hatte er Nationalökonomie und Jura studiert und sah den Fortschritt in Landwirtschaft und Industrie als Schlüssel zur Lösung der sozialen Frage. Seinen Besitz Leutstetten bei Starnberg machte er zu einem landwirtschaftlichen Mustergut und hoffte durch sein Vorbild die Bauern 1912 immerhin noch knapp die Hälfte seiner Untertanen  zu ermuntern, es ihm gleich zu tun. Die Satire-Zeitschrift »Simplizissimus« spöttelte gar über den »Millibauern von Leutstetten«.

 

 

War der Wittelsbacher Ludwig III. der »Totengräber der Monarchie«? Die Frage ist schwer zu beantworten. Sicherlich schwächte es die Stellung der Monarchie, dass er sich  obgleich widerstrebend noch zu Lebzeiten des unheilbar geisteskranken Königs Otto 1913 den Königstitel zulegte und dass er loyal und viel zu lange gutgläubig die preußische Politik unterstützte. Auch glaubte er – ebenfalls viel zu lange und im Gegensatz zu seinem Sohn Kronprinz Rupprecht – an einen Siegfrieden im Ersten Weltkrieg, von dem er sich Teile des Elsass und die Rheinmündung für Bayern versprach. Entscheidend aber waren dann wohl doch die Kriegsmüdigkeit der bayerischen Bevölkerung und eine Situation, in der sich kein entschiedener Verteidiger der Monarchie mehr fand und in der der revolutionäre Appell Kurt Eisners zum Sturz der Monarchie führte.

 

 

 

 

 

 

Fotos von oben nach unten: (Quelle: Sammlung privat)