Leonhard Moll

 

 

Leonhard Moll (18701945)

 

Leonhard Moll wurde am 31. Juli 1870 im mittelfränkischen Külsheim-Erkenbrechtshofen (Kreis Uffenheim, heute ein Ortsteil von Bad Windsheim) als Sohn eines Tagelöhners (Häuslers) geboren. Nach einer Maurerlehre und dem Besuch der Baugewerbeschule arbeitete er zunächst als technischer Angestellter des Münchner Stadtbauamtes, bis er sich selbstständig machte und am 1. Oktober 1894 im Alter von 24 Jahren das Baugeschäft Leonhard Moll gründete. Im selben Jahr heiratete er Hedwig Strebel (18761937), mit der er vier Kinder haben würde.

Aus den zunächst ausgeführten kleineren Um- und Ausbauten entwickelte sich schnell ein erfolgreiches Unternehmen im Bereich Bau, Industrieanlagen und Projektentwicklung. Moll baute neben Wohnhäusern auch Gebäude der öffentlichen Hand, war im Wasserbau tätig (Schifffahrtswege, Hafenanlagen) und errichtete Industriebauten. 1899 beschäftigte seine Firma bereits 275 Mitarbeiter. Nach dem Ersten Weltkrieg errichtete Moll einen damals modernen Bauhof mit Werkstätten, Magazinen, Lagerhallen und Verladeeinrichtungen. 1926 erweiterte er das Geschäftsfeld um eine Abteilung für Straßenbau, im selben Jahr erhielt er den Titel eines Kommerzienrates verliehen. 1929 gründete Moll außerdem ein Betonwerk, aus dem die heutige Sparte Leonhard Moll Betonwerke GmbH & Co. KG hervorging. 1937 meldete Leonhard Moll ein Patent für vorgespannte Betonschwellen an und wurde damit zum Pionier dieser Technik.

 

 

Deckblatt eines Leonhard-Moll-Baukastensets für Kinder:

Klinkerhaus mit Dachstuhl zum Nachbauen mit Ziegelsteinen, Mörtel und Holzbalken im Miniaturformat  (produziert 1945 bis 1995)

 

 

Die Unternehmen der Moll-Gruppe profitierten in Zeit des Nationalsozialismus von Aufträgen des Regimes und dem dabei großteils erfolgten, grausamen Einsatz von Zwangsarbeitern (z.B. Bau der Straße auf den Berghof Hitlers am Obersalzberg, in München unter anderem Beteiligung am Bau des »Hauses der Deutschen Kunst«, dem »Führerbau« und dem »NSDAP-Verwaltungsbau« [heute Münchner Haus der Kulturinstitute] und an der Neugestaltung des Königsplatzes), sowie Beteiligung am Bau des »Westwalls« und an unterirdischen Produktionsstätten (Projekt »Ringeltaube« in Landsberg) und für Rüstungsfabriken. Das Unternehmen Leonhard Moll, das noch in den Jahren 1930/31 den Dachstuhl für den Neubau der ostjüdischen Synagoge in München geliefert hatte, führte ab 8. Juni 1938 – also mehrere Monate vor der »Reichskristallnacht« – auch den Abriss der Hauptsynagoge in der Max-Herzog-Straße durch. Kommerzienrat Leonhard Moll verstarb am 24. Oktober 1945 in München und wurde am Waldfriedhof begraben.

 

Das Unternehmen wurde nach dem Tod seines Gründers 1945 von seinen Söhnen und Enkeln weitergeführt, die der Stadt München in der Folge eine großzügige Spende für Altenheime übermittelten. Vom Baukonzern Leonhard Moll wurden nach 1945 unter anderem so große und bekannte Münchner Projekte entwickelt, wie die Sportstätten des Olympiageländes (1968–1972), Industrieanlagen für den Autokonzern BMW, Brauereien, die Neue Pinakothek, das Polizeipräsidium, der Kuppelbau im Tierpark Hellabrunn, oder die Großmarkthalle.

 

Der erwiesene Einsatz von Zwangsarbeitern im Unternehmen Leonhard Moll hat den Münchner Stadtrat am 9. April 2014 zu einer Umbenennung des 1990 nach ihm benannten Leonhard-Moll-Bogens am Hansapark im Stadtteil Sendling-Westpark bewogen. Er heißt jetzt Landaubogen. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Bauunternehmung Leonhard Moll hat die Familie Moll im September 1994 zwei Förderstiftungen an der Technischen Universität München und der Ludwig-Maximilians-Universität mit einem Stiftungsvermögen von insgesamt 1.000.000 DM errichtet. Diese dienen seitdem der Förderung des akademischen Nachwuchses in osteuropäischen Ländern.

 

 

 

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