Prof. Adolf Rothenburger (1883–1972)

 

Der am 24. Januar 1883 Frankfurt am Main geborene Adolf Rothenburger studierte zunächst am  Städel'schen Institut in seiner Geburtsstadt Bildhauerei, ehe er 1902 das Studium unterbrach, um im Atelier Adolf von Hildebrands in München als dessen Privatschüler weiterzustudieren. Zu dieser Zeit war Hildebrand ein angesehener und viel beschäftigter Künstler, der einen Werkstattbetrieb mit verschiedenen freischaffenden Bildhauern und Hilfskräften unterhielt. Neben den Bildhauern Knut Ackerberg, Georg Römer und Hermann Bleeker (einem Bruder von Bernhard Bleeker) wurde Rothenburger Hildebrands Gehilfe bis zu dessen Tod im Jahr 1921. Hildebrands riesiges Atelier in Bogenhausen war wie das der großen italienischen Bildhauer der Frührenaissance strukturiert, wo der Meister in enger Verbundenheit und Fürsorge zu seinen Schülern arbeitete. Bei größeren Aufträgen wurden zeitweilig weitere Gehilfen eingestellt, um gemeinsam unter der Leitung des Meisters diese zu bewältigen. Bronzeausführungen wurden nach dem Originalmodell meistens von speziellen Gießereien übernommen, die Meißelarbeit nach der Vorlage des Meisters vorgearbeitet und anschließend von ihm selbst fertig gestellt. Die Ausbildung des Lehrlings war vertraglich festgelegt (Handlangerdienste, zeichnerische Übungsarbeiten). Die fortschreitende Weiterbildung der Gehilfen erfolgte bei der gemeinsamen Tätigkeit. Werke, die der Gehilfe für den Meister ausführte und dabei diesen sogar übertraf, gingen unter dem Namen des Meisters an die Auftraggeber. Rothenburger wirkte ganz diesem Konzept folgend mit den beiden »Rheintöchtern« an Hildebrands »Vater Rhein-Brunnen« für Köln (1902) mit sowie am »Hubertusbrunnen« (1907) für München.

 

Daneben hatte Rothenburger auch sein eigenes Atelier und schuf u.a. zehn Reliefbildnisse für das Deutsche Museum in München sowie Büsten von Albertus Magnus (1922), Karl Benz (1932) und Anton Bruckner (1933). Diese Büste war die einzige Neuaufnahme in der Walhalla, die während der Zeit des »Dritten Reichs« überhaupt stattfand. In Uerdingen steht der sogenannte Casinobrunnen, 1927 vom Geheimrat Edmund ter Meer anlässlich seines 75. Geburtstages der Casinogesellschaft gestiftet, und in Ramersdorf sein Brunnen »Die schöne Melusine« (1939) am Karl-Preis-Platz (ehemals Melusinenplatz). 1930 stand an dieser Stelle auf dem neu entstandenen Quartiersplatz die Bronzeskulptur »Der Blockwalzer« von Fritz Koelle. Diese wurde jedoch 1933 bei der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten als »bolschewistische Kunst« verunglimpft und abgebaut und durch Rothenburgers Melusinen-Brunnen ersetzt. Im Münchner Nordosten schmückt die Sandsteinskulptur »Jäger mit Hund« (1931) die Herzog-Albrecht-Anlage in Bogenhausen.

 

Gestorben ist Prof. Adolf Rothenburger 1972 in Breitbrunn am Chiemsee.

 

 

 

Quelle:

Stefani, Regina: Der Bildhauer Theodor Georgii 1883 – 1963. Biografie und Werkverzeichnis, München 2013, https://edoc.ub.uni-muenchen.de/16362/1/Stefani_Regine.pdf