Franz Ignaz Günther (1725 - 1775)

 

Günther lernt in der väterlichen Schreinerei in Altmannstein (Landkreis Eichstätt) erste handwerkliche Fähigkeiten. Von 1743 bis 1750 ist er Schüler von Johann Baptist Straub in München. Die Wandergesellenjahre führten ihn nach Salzburg, Mannheim und Olmütz in Mähren. 1753 besucht er die Bildhauerklasse der Kaiserlichen Akademie in Wien, die er mit dem ersten Preis abschließt. Nach der Anerkennung als „hofbefreiter“ und somit zunftfreier Bildhauer durch Kurfürst Maximilian III. kann er 1754 eine eigene Werkstatt in München gründen. 1757 heiratet er Maria Magdalena Hollmayr, neun Kinder werden geboren. 1761 erwirbt die Familie ein Anwesen am Oberen Anger 11 in München. Nach großen künstlerischen Erfolgen stirbt der Bildhauer 1775 mit erst 50 Jahren.

 

Ignaz Günther war vor allem für kirchliche Auftraggeber tätig. Seine Kirchenausstattungen, Altäre und vor allem seine ausdrucksstarken und lebendigen Gewandfiguren stellen einen Höhepunkt der Rokoko-Bildhauerei dar. In seinem Gesamtwerk sind ab 1766 auch Einflüsse des Klassizismus erkennbar.

 

Die Kirche St. Georg in Bogenhausen stattet er 1770 bis 1777 mit zwei Seitenaltären und 1774 mit dem Kanzelschmuck aus. Diese Arbeit gehört zu den letzten Werken von Ignaz Günther. Figuren und Ornamente sind in bewusster Zurückhaltung und zugleich höchster Eleganz ausgeführt. Im Gegensatz zur volkstümlichen Farbigkeit der Seitenaltäre ist die Kanzel in vornehmem Gold und Polierweiß gehalten. Der große Engel, der sich auf dem unteren Wulst des Kanzelkorbes niedergelassen hat, zählt zu den bedeutenden Schöpfungen der Rokokoplastik. Mit der Rechten zeigt er das "Evangelium unseres Herrn Jesu Christi", Grundlage jeder Predigt, dessen Bedeutung die Kartusche darunter noch einmal bestätigt: "Sein Wort ist ein Samen."

 

 

Die Kanzel in St. Georg, Bogenhausen

 

 

 

Textquelle zur Kanzel: Schnell, Kunstführer Nr. 57, 2002

Bild: Ignaz Günther, Gemälde von Martin Knoller