/// Der Schlösselgarten
An
der Cosimastraße zwischen Odinstraße und König-Heinrich-Straße befindet sich
eine von vielen Kleingartenanlagen im 13. Stadtbezirk, der Schlösselgarten.
Seinen
Namen hat der Garten von der schlossähnlichen Villa des Baurats und Architekten
Josef Höchl, deren Giebelfront sich über eine Buschreihe hinweg zu den
Schrebergärten hin präsentiert. Umgeben und fast verborgen von Büschen und
den alten und mächtigen Bäumen des einstigen Prielwaldes hat das Höchlanwesen
etwas Geheimnisvolles.
Dieser
Bau aus dem 19. Jahrhundert bildet
den westlichen Abschluss der Schlösselgartenanlage, die aus 270 ca. 300- 500 m²
großen, individuell gestalteten Gartenparzellen besteht. Jeder Garten ist
anders, jeder Garten ist das ganz persönliche Refugium seines Besitzers. Manche
dieser Gartler pflegen ihr Stück Land seit mehr als 40 Jahren. Gründungsmitglieder
des Kleingartenvereins, aus der Zeit um 1946,
leben nicht mehr.
Schauen
wir uns die Berufe und das Alter der Mitglieder an, dann finden sich Junge und
Alte, Handwerker, Kaufleute und sogenannte Schreibtischhocker, die ja gar keine
sind, nebeneinander. Gerade Menschen, die die ganze Woche an ihrem Arbeitsplatz
eingespannt sind, finden in ihrem Gärtlein Ausgleich und Erholung.
Häufig haben die Gartler ihre Parzelle von den Eltern, Großeltern oder
anderen Verwandten übernommen und so spinnen sich viele persönliche
Geschichten und Erinnerungen durch die Gärten und um die schmucken Gartenhäuschen.
In
der schlechten Zeit, nach dem großen Krieg, 1946 bis hinein in die 50-er Jahre,
waren die Menschen auf die Erträge ihres gar nicht so kleinen Kleingartens
angewiesen. Das Obst war ihnen heilig und gerade auf die Äpfel, Birnen,
Erdbeeren und Zwetschgen, an manchen der Gartenhäuschen rankte sich der Wein
empor, hatten es Diebe abgesehen.
Der
Onkel des heutigen Vereinsvorstands Herr Burkhardt entschloss sich darum mit
einem alten Luftgewehr bewaffnet, Wache zu schieben.
Der
Mann war wohl ein Anblick wie aus einem Spitzweggemälde.
Die
Arbeit eines langen Gartentages und ein paar Halbe Bier am Feierabend bewirkten,
dass der Onkel spätestens ab Mitternacht auf seiner selbstgezimmerten Bank tief
und fest schlief. Er träumte von blühenden Bäumen und zarten Radieserln und
einer reichen Ernte.
Seine
Aktion war trotzdem ein Erfolg, denn ab Mitternacht schliefen auch die Diebe.
Josef
Krause